Dies ist wahrscheinlich unser letzter Beitrag…
Unser Deutschlandurlaub
Natürlich haben wir diesen genossen. Sehr sogar. Wir besuchten Familie und Freunde, sogar unsere ehemaligen Arbeitskollegen. Wir genossen das gute Essen oder auch das gute Bier. Und natürlich unsere Deutsche Meckermentalität 😉 Auch wenn das eine tolle Zeit war, wollen wir da nicht näher drauf eingehen sondern gehen gleich zum nächsten Reiseziel weiter:
Kanada
Was erwarteten wir von Kanada? Nun ja, leider hatten wir gehofft, dass sich unser Englisch deutlich verbessern würde auf der Reise, was es natürlich auch tat. Aber ehrlich gesagt war das schwerer als ihr denkt. Wir Deutschen sind echt überall!!! Vor allem in Neuseeland, wo wir letztendlich ja ein Jahr lang blieben, waren so viele Deutsche, das es kaum möglich war sich nicht als Deutscher zu erkennen zu geben. Nun ja und in Asien war das Englisch grundsätzlich eben deutlich schlechter als das, was wir bereits sprachen, sodass eine Verbesserung auch da nicht möglich war. Also haben wir uns das Ding mit Kanada ausgedacht. Wir wollten definitiv eigentlich nicht noch ein Jahr wegbleiben. Und eigentlich auch nicht reisen, sondern uns voll auf das Englisch sprechen konzentrieren. Also entweder Sprachschule oder learning by doing, sprich arbeiten und dabei im Alltag Englisch sprechen. Wir überlegten uns wohin wir wollten und eigentlich gab es nur eine logische Antwort: Calgary, Alberta.
Warum ausgerechnet Calgary? Der größte Punkt war tatsächlich der, das es von Calgary zu Lea in die USA nach Missoula, Montana, nur ca. 7 Stunden Autofahrt waren. Des weiteren war es nur die viertgrößte Stadt Kanadas und die Lebenshaltungspreise waren günstiger als z.Bsp. in Vancouver. Auch die sehr geringe Arbeitslosenquote sprach für sich. Das es dort einen deutschen Metzger und Bäcker gab, war für Michi durchaus auch ein Grund.
Als wir mal bei Michis Mama waren erzählte sie uns, dass sie jemanden kennt, der jemanden kennt, der evtl. eine Wohnung in Bad Homburg zu vermieten hätte, wenn wir nach der Reise hier in der Region wieder sesshaft werden wollen. Da Julia sowieso eher im Frankfurter Bereich bleiben wollte war das natürlich ein willkommenes Angebot.Da wir nicht noch ein ganzes Jahr da bleiben wollten sondern nur ein paar Monate würde das nämlich gut passen. Die Wohnung würde gerade renoviert und wohl Ende/Anfang nächsten Jahres zu Verfügung stehen. Und eine Wohnung in der Region mit einem Job zu finden ist schon eine Herausforderung, geschweige denn ohne. Das wäre ein toller Start.
Doch es gab auch Dinge zu organisieren. Wir brauchten eine neue Krankenversicherung, die Kanada mit abdeckte. Des weiteren brauchten wir natürlich auch andere Klamotten. Dinge, die wir mit auf Reisen hatten wie beispielsweise das Moskitonetz oder unsere Tauchsachen packten wir aus. Wir hatten noch ca. 10.000€ übrig. Von diesen schlossen wir eine neue Krankenversicherung ab (1200€ ) und buchten den Flug nach Calgary ca. 10 Tage vorher für 1300€. Auch eine Unterkunft für 150€ buchten wir für die ersten 4 Tage.
Am 26.6.2018 ging es los, erst mal mit 2 Stunden Flugverspätung. Wir kamen Abends gegen 20 Uhr am Flughafen in Calgary an. Die Visumserstellung ging relativ problemlos. Mit diesem in der Tasche eilten wir dann endlich raus in die Halle um uns was zu essen zu suchen. Unsere erste Erfahrung mit dem kanadischen Fastfoodunternehmen Tim Hortons.Nach einem Sandwich ging es mit dem Taxi in unsere Airbnb-Unterkunft. Zum Glück gab es keine Probleme, obwohl wir relativ spät erst ankamen. Am nächsten Morgen stellte ich mir den Wecker um relativ früh aufzustehen. Denn um 9 Uhr Ortszeit spielte Deutschland gegen Südkorea in der Weltmeisterschaft. Allerdings konnte ich die Pleite nur im Liveticker lesen, da das Spiel nicht frei übertragen wurde in Kanada. Ich hab wohl nix verpasst 😉
Organisation
Nun ging es die nächsten 3 Tage an die Arbeit. Wir hatten einige Dinge zu erledigen. Wir mussten jeder ein kanadisches Bankkonto eröffnen, dann mussten wir eine Sozialversicherungsnummer beantragen, eine Simkarte fürs Handy kaufen und vor allem eine Unterkunft finden. Erschreckend war tatsächlich mit was für einer Routine das mittlerweile von statten ging. Simkarten zu bekommen war nicht schwer. Aber teuer. Kanada ist wohl das teuerste Land was die Tarife für Mobilfunk angeht, vor allem Prepaid. Mobile Daten: unbezahlbar. Wir entschieden uns für ein preisgünstiges Paket im Wert von ca. 10 €. Damit hatten wir wenn 50 Freiminuten und 50 Frei-SMS. Keine Daten. Ach ja und noch ein großen Unterschied gab es in Kanada: Wenn man angerufen wird, wird das auch von den Freiminuten abgezogen. Ihr seht, Sau teuer einfach.
Unterkunft
Nun ging es um eine neue Unterkunft. Auch das gestaltete sich schwerer als gedacht. Da wir ja schon schlechte Erfahrungen mit der alten in Neuseeland gemacht haben, wollten wir gerne ein Zimmer mit eigenem Bad. Am Nachmittag hatten wir ein Besichtigungstermin bei einer Chinesin, allerdings entschieden wir uns dagegen. 1. wollte sie gleich einen Vertrag für ein halbes Jahr machen und zweitens und viel wichtiger war, sie wohnte da mit ihrem Sohn irgendwie und noch irgend einem Fremden, hat sich aber mit dem Sohn nichts zu sagen. Dreckig war es auch ziemlich. Julia hatte aber noch eine Anzeige gefunden, die zwar kein eigenes Bad anboten, aber einen Deutschen Vormieter hatten, mit dem sie sehr gute Erfahrungen gemacht hätten. Also riefen wir an und bekamen einen Termin für Samstag. Also fuhren wir am Samstag hin. Wir wurden erst mal von 2 riesigen Hunden empfangen, einen Golden Retriever und einer Argentinischen Dogge (Kampfhund). Das Pärchen, welches das Zimmer vermietete, war wirklich sehr nett und bemüht und laberten uns andauernd zu. Sie zeigten uns das Zimmer und wir stellten fest, dass es echt ganz schön klein war. Irgendwie sah es auf den Bildern auch anders aus. Komisch. Nun ja, dann sagten sie, dass sie unten noch ein Basement haben, welches wir für den gleichen Preis haben könnten. Da hatten wir dann wirklich ziemlich viel Platz. Das Haus insgesamt war ziemlich dreckig und so, aber wir dachten uns, wenn wir im Basement sind, können wir eben sauber machen und gut ist. Den Rest wollten die eh putzen sagten sie. Und sie laberten weiter und weiter, erzählten was wir alles zusammen machen können und so. Nun ja und da wir eh raus mussten aus dem Airbnb und wir von dem Gelaber ziemlich angetan waren, da es dem Englisch sicher gut tun würde sagten wir zu. So zogen wir am Sonntag, dem 1.7.18 aus der Airbnb-Unterkunft in die neue, leider immer noch dreckige Unterkunft. Nachdem wir dann unsere Sachen dort abgeladen hatten fuhren wir erst mal zu Walmart um uns Decken, Kissen und Wäsche zu kaufen.
Auto
In der ersten Woche haben wir uns dann um unsere Bewerbungen gekümmert und haben uns auf jegliche Jobs beworben. Leider lief das nicht so dolle. Parallel dazu schauten wir uns nach einem Auto um. Tatsächlich fanden wir am 6.7 eins für 1000 CAD, also ca. 650€ welches echt gut in Schuss war. Ein schwarzer Toyota Camry, ein Schnäppchen. Das einzige was n bissl defekt war, waren die Stoßdämpfer. Die brauchten wir nicht so dringend. Wir überlegten kurz, allerdings hatten wir ein gutes Bauchgefühl, sodass wir entschieden es zu kaufen. Wir sollten das Auto dann am nächsten Tag zulassen und dann bei ihm abholen. Wir liefen also am nächsten morgen zur Zulassung und meldeten das Auto auf meinen Namen. Mit dem deutschen Führerschein sei das kein Problem, den brauch ich nicht umtauschen da er hier ein Jahr lang gültig sei, sagte uns die Zulassungsstelle. Anschließend mussten wir noch eine Versicherung finden, um das Auto zuzulassen, da dies in Alberta Pflicht war. Also schauten wir bei einem Makler vorbei, da man eine Versicherung scheinbar nur über einen Makler abschließen konnte. Dieser wimmelte uns allerdings gleich ab, da sie keine Versicherungen unter ein Jahr abschlossen. Also riefen wir verschiedene Makler an. Keiner wollte oder konnte uns ein annehmbares Angebot machen. Verdammt war das kompliziert. Irgendwann hatten wir eine nette Maklerin, die uns das etwas näher erklärte. Wenn wir unseren deutschen Führerschein behalten wollen, zahlen wir ca. 200€ pro Monat für die Versicherung. Hätten wir einen aus Alberta, würden wir nur 75 € zahlen. Also liefen wir wieder zurück zur Zulassungsstelle um unseren Führerschein umzutauschen. Dann wieder zurück um die Versicherung abzuschließen, dann Zulassungsstelle um das Auto endlich zuzulassen und die Nummernschilder abzuholen. Endlich konnten wir mit unserem Nummernschild zum Auto fahren um es abzuholen. Was für eine Tortour!!! Aber endlich unser eigenes Auto.Natürlich berichteten wir freudestrahlend Lea von unserem fahrbaren Untersatz und spontan wie wir sind, machten wir Anfang der Woche aus, dass wir sie direkt am nächsten Wochenende von Donnerstag bis Dienstag besuchen wollen.
Calgary Stampede
Leute, wir sind genau zur richtigen Zeit in Calgary angekommen. Pünktlich zum Weltberühmten Calgary Stampede. Zumindest wurde uns das immer wieder gesagt. Ihr habt noch nie davon was gehört? Macht nichts, wir vorher auch nicht. Es war auch gar nicht so einfach zu verstehen, was es eigentlich ist. Fest steht, Calgary Stampede ist Ausnahmezustand. Eigentlich ist das seit über 100 Jahren eine 10 Tägige Landwirtschaftsausstellung. Sie wurde gegründet um die Farmer im Osten dazu zu bewegen in den Westen zu kommen. Und um das ganze attraktiver zu gestalten hielten die 4 größten Farmer ein Rodeo ab. Und das gibt es nun jährlich. Heutzutage ist Calgary Stampede eine riesige Kirmes mit Fahrgeschäften, Ess-, Trink-, und Spielbuden, Paraden, Shows und Konzerten. Und eben die Ausstellungen. Auf einem eigens dafür errichteten Gelände steht in der Mitte eine fette Arena, in der die Rodeoshow stattfindet. Calgary Stampede ist Sau teuer. Tatsächlich muss man für alles bezahlen. Es kostet an sich Eintritt. Essen, Getränke und Fahrgeschäfte kosten selbstverständlich auch Geld. Und auch die Rodeoshow kostet viel Geld. Kein Wunder, das die Bürger Calgarys extra für Stampede versuchen am liebsten ihre alten Schlüpper zu verkaufen nur um etwas Geld für Stampede zu haben. Allerdings hat sich Calgary verschiedene Maßnahmen überlegt um auch die finanziell nicht so betuchten mit zu integrieren. In Form von Sponsoring. Jeden Tag an den 10 Tagen gab es irgendwo in Calgary mindestens ein gesponsertes Frühstück, meistens sogar an mehreren Orten. Zu diesen kann man einfach hingehen, sich hinten an der Schlange anstellen und vorne dann sein Frühstück zusammenstellen. Die Auswahl war mindestens Pancakes mit Ahornsirup, meistens gab es noch Würstchen, Rührei, Dessert, Kaffee oder Saft dazu. Und das völlig kostenlos. Dann der Eintritt. An bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten gibt es Freien Eintritt, gesponsert von irgend einer Firma oder so. Der Öffentliche Nahverkehr kostet auch nur die Hälfte. Perfekt für uns, so konnten wir uns Calgary Stampede mal anschauen. Am Sonntag sind wir mit Ed und Regina, unseren Vermietern, zum Frühstücken in den noblen Calgary Winter Club gefahren und haben uns den Wanst vollgeschlagen. Dieser Club war direkt am Nosehill Park, einem kleinen Berg in Calgary, von dem man eine prima Aussicht über die riesige Fläche und Downtown Calgary hat. Am Dienstag war McDonalds Community Day. Der Eintritt kostete statt 18$ nur 2$. Das war unsere Chance. Wir schauten uns alles an, es war schon sehr interessant. Vor allem liefen alle in Cowboyoutfit herum. Jeder hatte Cowboystiefel. Sau cool. Julia hatte schon mal so ein Rodeo gesehen, ich nicht. Ich hatte recherchiert, dass man sich für die Rodeoshow Stehplätze kaufen konnte, die natürlich deutlich günstiger waren. Ich glaube statt der normalen Karte von 48$/Person haben wir nur 14$ bezahlt. Das tollste war, das wir ganz oben auf der Tribüne waren und eine tolle Aussicht hatten. Vor allem mit der Kamera. Da in den oberen Rängen noch viele Plätze frei waren, haben wir uns irgendwann einfach gesetzt und die Show genossen. Über Bullenreiten als Erwachsender, als Jugendlicher, Bullenringen, Lasso werfen etc. all das war in der Show zu sehen. Es war ein echt toller Tag.
Jobsuche
Natürlich war es für uns nun toll ein Auto zu haben, allerdings merkten wir auch echt schnell, dass uns langsam aber sicher das Geld ausging. Mit ca. 7500€ sind wir in Kanada angekommen, nach allen Beantragungen, Grundstock kaufen, Wohnung mieten + Kaution, Auto und eben Lebensmittel etc. waren wir noch bei ca. 4000€. Das Geld wurde echt immer knapper und wir setzten uns hin und überlegten einen Masterplan. Der war ganz einfach. Wir schauten was ein Flug am nächsten Tag kosten würde, ca. 1300€/ Person. Also sagten wir uns, wenn wir 3000€ erreichen und noch keinen Job haben, sodass wir ein Einkommen haben, verkaufen wir das Auto und fliegen wieder nach Deutschland. Es half alles nix, wir brauchten einen Job. Julia schrieb sich ganz viele Cafés raus und wir schnappten uns unsere ausgedruckten Lebensläufe und klapperten die Cafés ab.
Am Mittwoch kamen wir an ein Café, welches irgendwie nur ein Teil von einem Motel und einem Pub war. Wir verlangten die Chefin zu sprechen und fragten nach einem Job im Café. Leider sei da momentan nichts frei, nur fürs Housekeeping suchen sie jemanden. Da wir beide unseren Kontostand kannten und wir dringend einen Einkommensquelle brauchten, sagten wir das wir auch das machen würden. Sie sprach kurz mit einer Kollegin und sagte anschließend, dass sie wohl für uns beide was hätte. Wir sollten am nächsten Tag um 8 mal vorbeischauen. Gesagt, getan standen wir am Donnerstag um 8 auf der Matte und sprachen mit der Hausdame vom Housekeeping. Sie erklärte uns dass sie Julia gerne fürs Housekeeping hätte und mich als eine Art Hausmeister und dass ich auch mal ggf. in der Küche aushelfen solle. Wir sagten zu und sie sagte, dass sie das noch mit den Inhabern absprechen müsse. Sie würde uns aber gerne ausprobieren. Am besten am Samstag. Mist, da wollten wir doch zu Lea. Also sagten wir ihr, das wir jederzeit können, nur eben von Donnerstag bis einschließlich Dienstag in der USA sind. Also sagte sie uns, sie ruft uns nochmal an ob das klappt und wir sollen uns dann einfach melden wenn wir wieder in Calgary sind.
Unser Kurzurlaub in Missoula bei Lea
Nach dem Bewerbungsgespräch packten wir noch unsere Sachen ein und fuhren dann los. Amerika, wir kommen! Nach 2 Jahren sollten wir endlich Lea wieder sehen. Wir freuten uns tierisch. Dies war allerdings auch unser erste Ausflug mit dem Auto außerhalb von Calgary. Es war sehr interessant und erinnerte uns ein wenig an die Fahrt in Amerika mit dem Mietwagen. Nachdem wir den Großstadtjungle passiert hatten, ging es einfach die ganze Zeit geradeaus in den Süden. Keine Kurve. So fuhren wir fast eine Stunde kerzengerade mit 110 km/h Richtung Grenze. Dort angekommen dauerte es eine Weile bis wir dran kamen. Er fragte uns warum, wir kein Esta Antrag gestellt haben und ich antwortete ihm, das ein manuelles Visum günstiger sei. Somit schickte er uns weiter ins Gebäude zum Ausfüllen der Formalitäten. Nach ca. einer halben Stunden ging es weiter. Also tuckerte ich mit 70 Km/h die Straße entlang und wunderte mich, warum mich die Autos überholten, da stand doch 70 auf dem Schild. Nach 20 Minuten ist mir dann auch eingefallen, dass die doch hier in Amerika mit Meilen rechnen und nicht mit Kilometer und 70 Meilen/Stunde gemeint waren. Ich konnte herzhaft über mich selbst lachen. Nach etwa einer halben Stunde ging es dann durch den Glacier National Park, den wir ja schon mit Lea am Anfang unserer Reise besichtigt hatten. Nun sahen wir ihn im Sommer. Es war einfach schön. Tatsächlich rief auch Mandy an, als wir schon in Amerika waren. Sie wollen uns ausprobieren. Wir sollen einfach am Donnerstag nächste Woche, wenn wir wieder da sind, vorbeikommen.Nach insgesamt knapp 8 Stunden Autofahrt erreichten wir endlich Missoula und konnten Lea nach 2 Jahren in die Arme schließen.
Missoula die 2te
Da Lea am Freitag noch arbeiten musste entschieden wir uns nach dem Aufstehen ne Runde shoppen zu gehen. Es gab einige Sachen, die in den USA noch günstiger waren als in Kanada. Dazu gehörten definitiv Jeans.Wir statteten uns großzügig aus. Am Samstag wollten wir einen Ausflug machen. Wir besuchten das Garnet Ghost Town, eine Goldgräber Geisterstadt. Natürlich touristisch überarbeitet. Aber war ganz schön da. Anschließend fuhren wir zu Holland-Lake und wanderten zu den Hollandwasserfällen und wurden mit einem wunderschönen Ausblick belohnt.Am Abend sind wir ausgegangen. Wir lernten Leas Freunde kennen und zogen von Pub zu Pub was extrem lustig war, bis wir zum tanzen noch in eine Disco gingen.
Am Sonntag haben wir uns mit Leas Freunden und ihren Partnern zum „Floating“ verabredet. Was das ist? Damit ist gemeint, dass du in einem Traktorreifen oder ähnliches an einer Stelle eines Flusses einsteigst und dich eben Kilometerweit mit der Strömung treiben lässt. Und so machten wir es auch. Wir hatten jeder einen Reifen mit Getränkedosenhalter, parkten einen Teil der Autos an der Ausstiegsstelle und fuhren mit den anderen zu der Einstiegsstelle. In der USA ist floaten scheinbar das Ding, denn mit uns hatten noch gefühlt 100 andere die Idee. Wir mussten sogar anstehen um ins Wasser steigen zu können. Wir banden alle Reifen zusammen, sodass wir eine große Gruppe waren. Und so ließen wir uns von der Strömung treiben, tranken Bier und hatten Spaß. Mittendrin gab es mal Stromschnellen, an denen wir uns vorher wieder lösten um nicht zu kentern. Kurz vor dem Ausstieg gab es auch Stromschnellen. Leider war das nicht so einfach als gedacht in den Stromschnellen ans Land zu gehen, sodass Julia und Lea sozusagen die Ausfahrt verpassten und weiter den Fluss runter trieben. Es war ein bisschen brenzlig, da die Zwei die Strömung etwas unterschätzt hatten und dann sichtlich überrascht waren. Lea konnte früher an Land gehen, während ich mich wieder in die Fluten stürzte um Julia Tipps zum aussteigen zurief. Wir mussten halt ein paar Minuten länger wieder zur eigentlichen Ausstiegsstelle laufen 😉
Am Montag hatte Lea frei, sodass ich die Mädels zusammen Kaffee trinken schickte und ich selber die Zeit nutzte um weiter shoppen zu gehen. Abends gingen wir noch einen schönen Spaziergang mit Roy, Leas Hund machen. Am Dienstag ging es wieder nach Hause.
Banff National Park
Wir riefen am Donnerstag wie besprochen im Motel an und sagten dass wir nun bereit seien. Darauf hin sollten wir dann am Samstag anfangen, was uns die Möglichkeit bot, den freien Freitag nochmal was zusammen zu unternehmen. Wir entschieden uns in den Banff National Park zu fahren, von dem alle so geschwärmt haben, ein Nationalpark mitten in den Rocky Mountains. Also kauften wir uns ein 10$-Riesenbaguette, und fuhren los. Nachdem wir aus der Stadt draußen waren, wurde die Straße wieder relativ gerade. Es war ein echt toller Moment, als nach einer kleinen Linkskurve auf einer Erhöhung die Rocky Mountains vor uns auftauchten. Die Fahrt in den Park war unheimlich schön. Nach ca. eineinhalb Stunden kamen wir an. Wir fuhren zum berühmten Lake Louise, ein Gletschersee, der einfach krass türkis war. Und worauf trafen wir dort? Genau, tausende Touristen. Ich glaube das ist die Touristenattraktion im ganzen Park. Echt krass. Wir liefen umher und wanderten in den naheliegenden Bergen etwas umher. Es war echt ein toller Tag.
Unser Job im Stetson Village Inn
Am nächsten Tag mussten wir wieder früh aufstehen. Um 8 Uhr sollten wir im Motel sein. Typisch deutsch waren wir pünktlich um 8 an der Rezeption. Mandy füllte mit uns ein paar Formulare aus wegen der Steuer, das war es im Grunde. Einen Arbeitsvertrag gab es nicht. Sie erklärte kurz was sie mit uns vor hatte. Julia sollte im Housekeeping arbeiten und ich teils in der Küche, teils als Hausmeister. Aber vorrangig Küche. Dazu hätte ich gleich nochmal ein Bewerbungsgespräch mit Jamie, dem Küchenchef. Ich war total überfordert. Damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Sie sagte das sie dann Julia alles zeigen würde und mich dann eben rüber bringt. Gesagt, getan. Wir gingen rüber in die Küche des Café/Pubs und ich traf Jamie. Jamie war ein junger Kanadier in meinem Alter, sehr sympathisch und aufgeschlossen. Er fragte mich etwas aus über meine Küchenerfahrung und dann konnte ich auch schon wieder nach Hause gehen. Aber nicht etwa, weil ich nicht geeignet war, sondern weil er mich für die Spätschicht wollte. Alles klar. Spätschicht bedeutete 15 Uhr bis Schluss. Und das war Open End. Obwohl die Küche in der Regel nur bis 23 Uhr auf hatte, konnte das noch deutlich länger sein, je nachdem wer alles da war. Es gab die Regel, das man nur zu zweit den Pub, der am längsten geöffnet hatte, verlassen darf. Normalerweise gab es eine Bedienung hinter der Bar und einen Koch in der Küche. Das Café war nur an manchen Tagen bis maximal 21 Uhr geöffnet. Manche Angestellte wurden vom Freund/Mann abgeholt, sodass es dann ok war wenn man um 23 Uhr ging. Manche allerdings waren halt alleine da, sodass derjenige, der Spätdienst hatte eben so lange blieb, bis der letzte Gast gegangen war und alles abgeschlossen war (und dann ab 23 Uhr nichts mehr zu tun hatte und sich an die Bar setzen konnte und auf Kosten des Hauses ein paar Bier trinken konnte).
Das Küchenteam bestand aus insgesamt 5 Köchen und zwei Tellerwäschern. Ich war dann der 6te Koch. Die Nationalitäten waren aber interessant. Jamie war Kanadier, dann gab es noch einen Aboriginal Kanadier (also einer mit Indianischer Abstammung) alle anderen Köche waren Filipinos. Ein Tellerwäscher war Inder, und der andere auch Kanadier.
Ich versuche mal nun nicht zu sehr ins Detail zu gehen, da es nun für Außenstehende nicht so sehr interessant werden könnte. Daher versuche ich meinen Alltag etwas oberflächlich zu beschreiben.
Im Grunde gab es zwei Schichten: Frühschicht von 7 Uhr mit Aufschließen des Cafés (ich sollte immer als zweiter Mann um 8 kommen, da ich auch keinen Schlüssel hatte und das auch nicht nötig war), diese ging i.d.R. bis 15 Uhr, und dann eben von 15 Uhr bis Schluss. Morgens waren also immer 2 in der Küche da. Das war auch nötig zum Mittagessen. Und wer gerade eben nicht gerade ein Frühstück zubereitet hat, hat irgendwelche Sachen vorbereitet. Dafür, dass es nur ein Pub/Café/Hotel war, haben wir meiner Meinung nach sehr viele Produkte selber gemacht. Von Burgerpatties, über Roastbeef zu Pizzateig. Die Suppen sowieso. Am beeindruckendsten fand ich allerdings die Herstellung unserer Gravy, auf deutsch: Bratensauce. Diese Sauce war das Aushängeschild des Pubs da sie komplett von Anfang an selbstgemacht war.Der Vorgang dauerte fast 4 Tage. Zuerst wurden Karotten und Zwiebeln grob … ach ja, ich wollte ja oberflächlich bleiben. Also wenn es jemand genauer wissen möchte, einfach mich fragen ;-)Als Highlight wollte ich noch erwähnen, dass ich aufgrund meines Herkunftslandes schnell aufs Oktoberfest angesprochen wurde, und da ja auch bald der Oktober kommen sollte, diskutierte ich mit Jamie die Idee eines Oktoberfestspezials. In der Tat war er von der Idee begeistert und wollte es durchziehen. Und ich war natürlich Feuer und Flamme. Und um das auch zu verkürzen: Es gab Schweinehaxen mit Bayrischen Klößen und Rotkraut (von denen wir tatsächlich keine einzige verkauft haben, weil das niemand kannte und wir sie entweder selber gegessen haben oder für die Suppe genommen haben), Schnitzel Wiener Art oder Jägerschnitzel, Oktoburger – ein Burger auf einem Laugenbrötchen mit Obacht als Burgersauce, Bratcurrywurst mit selbstgemachter Currysauce und zu guter Letzt: Selbstgemachte Laugenbrezel mit selbstgemachten Obacht – hergestellt wie in Deutschland mit echter Lauge!Ich kann nur sagen ich war die ganze Zeit voll in meinem Element und hab die Zeit sehr genossen. Im übrigen habe ich eine einzige „Hausmeistertätigkeit“ gemacht, und zwar einen Minikühlschrank von einem Zimmer in ein anderes zu tragen!Und was haben wir verdient? Julia hat mit 14 Canada-Dollar angefangen und ich sogar mit 15, wobei das auch nur 2 Monate lang so war, da dann der Mindestlohn von 14 auf 15 Dollar angehoben wurde, somit verdienten Julia und ich gleich Mindestlohn, da meiner leider nicht erhöht wurde.
Ok, also zusammenfassend kann ich sagen, hab ich in den Beruf eines Kochs mit allen Ecken und Kanten reinschnuppern können und kann für mich als Resümee sagen, ich bin froh, dass ich das nicht in Deutschland machen muss.
Und nun zu Julias Jobs. Mehrzahl? Japp, Sie hatte mehrere. Wie schon erwähnt hat sie als Zimmermädchen auch im Stetson angefangen. Und das war einfach echt hart. Nicht weil die Arbeit so schwer war, sondern vor allem auch, weil Julias Anspruch so hoch war. Also wenn Julia arbeitet, dann richtig. Als sie angelernt wurde, wurde ihr gezeigt wie sie die Zimmer reinigen soll. Und wie sie Decken, Kissen etc. anfassen soll um zu verhindern, dass Sie sich ggf. an einer Nadel verletzt?!? Japp, das Klientel im Motel war eben besonders. Dann war noch die Sache, dass Sie sich mit der einen Kollegin nicht so verstanden hat, da diese sehr faul war und schlampig gearbeitet hat. Naja aber der eigentliche Grund, warum Julia dort aufgehört hat war einfach darauf zurück zu führen, dass wir zum Englisch üben dort hingegangen sind, und Sie zwischen Kissen und Decken so schlecht üben konnte.Sie entschied nach 3 Wochen den Job hinzuschmeißen und sich einen zu suchen mit mehr Kundenkontakt. Das erwies sich allerdings als ziemlich schwierig und sie schickte Bewerbung über Bewerbung. Sie war zu überqualifiziert. Erst nach 3 Wochen hat Sie einen Job in einem Starbuckskiosk in einem Supermarkt bekommen.Dieser Job hat allerdings auch einiges abverlangt. Aber Julia wusste, es ist nur eine bestimmte Zeit die Sie da sein wird. In den paar Monaten in der Sie dort gearbeitet hat fand ein ganz schöner Austausch an Mitarbeitern statt. Im Grunde war man morgens und abends allein und musste mit allem klar kommen. Das war wirklich nicht so einfach, da allein die Bestellungen der Kunden in der Regel nicht so einfach waren, sondern tausend Sonderwünsche kamen.Der Oberknaller war allerdings, dass Sie am 12.10, also nach ca. 2,5 Monaten sogar gefragt wurde, ob Sie stellvertretende Geschäftsleitung des Starbucks werden möchte, also deutlich mehr Verantwortung, wohlgemerkt bei gleichem Gehalt natürlich! Aber da wir ja schon wussten, dass wir bald wieder nach Deutschland gehen, hat sie dankend abgelehnt.Wer gerne noch weitere Details zu diesem Job wissen möchte, kann sich gerne an Julia wenden 🙂
Wildfeuer in Kanada
Im Sommer gibt es oft Wildfeuer auf dem Kontinent Nordamerika. Als uns Lea immer wieder davon erzählte, dass es wieder total verraucht bei Ihr sei, konnten wir uns das nicht vorstellen. Nun können wir das. Wir haben es selber erlebt. Meistens entsteht so ein Wildfeuer durch ein Blitzeinschlag in einen Baum oder Strauch. Das Feuer breitet sich sehr schnell in der trockenen Umgebung aus und schon hat man ein Wildfeuer mit mehreren Quadratkilometern Fläche. Da eben mehrere Wildfeuer im Nachbarstaat British Columbia brannten zog eine riesige Rauchwolke, je nach Windrichtung, über den Kontinent. So eben auch nach Calgary. Daraus resultierte, dass es total nach Lagerfeuer in der ganzen Stadt stank. Viel schlimmer aber war der Nebel. Und das Licht. Die Sonne hatte zwar genug Kraft um den Tag taghell erscheinen zu lassen, allerdings war die Sonne andauernd hinter einer Nebelwand, total mystisch. Wenn man in den Himmel schaute konnte man direkt in die Sonne schauen, man sah im Grunde nur die hellen Umrisse der Sonne.So war es dann die ganze Zeit, mal mehr, mal weniger. Und das mehrere Wochen lang. Kanadischer Sommer eben.
Unsere neue Unterkunft
Wie schon erwähnt war die Unterkunft, in der wir wohnten ziemlich dreckig. Alles was wir benutzten z.Bsp. in der Küche, mussten wir vorher waschen und sauber machen. Das führte dazu, dass wir uns unsere eigene Pfanne kauften und das Kochen auf das Nötigste beschränkten. In der Tat klappte das eigentlich ganz gut da ich im Pub essen konnte was ich wollte (und was ich auch gespürt habe,leider) und manchmal konnte ich auch Julia etwas mitbringen. Aber es half alles nicht, wir fühlten uns immer unwohler. Auch der Umstand, dass Ed sich nicht mehr zurückhielt und es regelmäßig nicht schaffte, nach seinem Geschäft egal welcher Art runter zu spülen, reichte es uns irgendwann und wir fingen an uns eine neue Unterkunft zu suchen. Dies war allerdings gar nicht so einfach.Wir hielten Ausschau nach einem Zimmer mit eigenem Bad, oder auch ein komplett ausgebauten Keller, aber nichts war zu finden. Entweder war es irre teuer, oder die wollten gleich einen Jahresmietvertrag unterschrieben haben. Darauf hin schalteten wir eine Anzeige. Einige Tage später kam ne Email mit einem Angebot, welches unschlagbar war. Zu gut um wahr zu sein. Nun ja, das war es buchstäblich. Nach ein paar Recherchen und Bildersuchen im Internet habe ich festgestellt, dass das ein Betrugsversuch war. Er erzählte uns nämlich das er für mehrere Monate nach Amerika müsste und den Schlüssel mitgenommen hätte. Er würde uns diesen eben nach Bezahlung der Miete zuschicken. Naja, enttäuscht suchten wir weiter, aber leider fanden wir nichts.Doch einige Tage später erreichte uns wieder eine Nachricht auf unsere Anzeige, die ich ehrlich gesagt schon wieder vergessen habe. In dieser wurde uns ein Basement, also eine Kellerwohnung angeboten und im Grunde auch zu guten Konditionen. Also vereinbarten wir ein Besichtigungstermin. Wir konnten gleich am nächsten Tag vorbeikommen.So schauten wir uns das Basement an und waren absolut begeistert. Ein Schlafzimmer, separates Bad mit Dusche und WC und ein Wohnzimmer mit einer Terrasse und bisschen Garten. Nur die Küche mussten wir uns wieder teilen. Aber die sah tatsächlich (für Kanadische Verhältnisse) echt sauber aus. Wir besprachen nochmal die Konditionen und einigten uns, und wir hatten ein neues zu Hause. Tatsächlich war die neue Unterkunft deutlich besser an der Metro gelegen, nur ca. 10 Minuten zu Fuß. Das war super, da wir zu verschiedenen Schichten arbeiteten und so unabhängig mit dem Auto sein konnten. Da ich meistens Spätschicht im Stetson hatte, fuhr ich mit dem Auto, da so spät nachts keine Metro mehr fuhr. Ach ja, Julias Starbucks war tatsächlich nur 500 Meter von meiner Arbeitsstätte entfernt, das war echt perfekt. So konnten wir immer wieder das Auto und die Monatskarte tauschen. Wir brauchten übrigens ca. 25. Minuten mit der Bahn.
Als wir dann endlich umzogen (ja, es war nur eine Autofahrt nötig, da wir ja nicht viele Sachen hatten), wurden wir sehr angenehm überrascht.Unsere Vermieterin Helena, übrigens eine Scheidungsanwältin, hat uns ein Sofa ins Wohnzimmer stellen lassen, einen kleinen Tisch und den großen Smart-TV aus dem Wohnzimmer, da Sie eh einen weiteren in Ihrem Zimmer oben hat und den immer benutzt. Und mein Highlight: Einen Schaukelsessel 😀 Wir fühlten uns Pudelwohl da unten. Das Bett war mit 1,40cm zwar etwas klein, aber es ging.Somit lebten wir unseren Alltag und genossen die wenige Freizeit die wir hatten, um Kanada kennenzulernen. Das ging aber recht gut, da eigentlich jeder von uns meistens 1 Tag frei hatte pro Woche, und manchmal gelang es uns auch beide Tage aufeinander zu legen.
Icefields Parkway & Columbia Glacier
Solch ein freier Tag war es auch, als wir entschlossen in die Rocky Mountains zu fahren und den Icefields Parkway zu befahren, eine tolle Straße mitten durch die Rockys, bis hin zum Columbia-Gletscher.Das war wirklich eine lange Fahrt. 4,5 Stunden hin, und das gleiche wieder zurück. Aber es hat sich gelohnt. Der Gletscher selber war ok, aber nach Neuseeland war das für uns tatsächlich nichts neues mehr 😉 Aber die Fahrt war toll. Es ging durch weite Wälder der Rockys, es schneite sogar teilweise. Auch wenn die Fahrt sehr lange war, es ist trotzdem angenehm gewesen.
Am 1.10. hatten wir dann sogar den ersten Schnee in Calgary, am 3. Oktober dezente 38cm! Und der Schnee kam dann immer öfters. Natürlich war das Chaos vorprogrammiert. Winterreifen kannten Sie nicht. Dafür aber die Blockheater. Das sind Heizungen extra für den Motor, die verhindern, dass der Motor einfriert. Und wer sich wundert, warum da so ein Stecker irgendwo vorne am Auto rausschaut, japp das ist davon. Und tatsächlich hat jeder Supermarktparkplatz an jedem Parkslot ein kleinen Pfosten mit einer Steckdose stehen, an den man den Stecker des Blockheaters einstecken kann.
Aurora Borealis – Polarlichter
Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie kam das Thema Polarlichter auf. Ich glaube ich habe auf Fratzenbook irgendwas dazu gesehen. Jedenfalls habe ich mich da ein wenig schlau gelesen und habe festgestellt, dass wir in Calgary zu den Regionen zählen, an denen es durchaus vorkommen kann, dass man Polarlichter sehen kann, da diese Region dem Nordpol näher liegt als zum Beispiel Deutschland. Ich will es auch gar nicht vertiefen, da das eine super krasse Wissenschaft für sich ist und gefühlt 100 Dinge auf einmal zusammentreffen müssen, damit man die Polarlichter sehen kann. Jedenfalls hab ich mich da so einer Fratzenbuchgruppe angeschlossen, wo die ganzen Hobby-Polarlicht-Jäger Ahnung hatten und im Grunde gesagt haben, wo wir wann hinmüssen um Polarlichter zu sehen. Nochmal, es klingt ziemlich einfach, ist es aber nicht.
Am 7.10.2018 war es dann soweit. Ich kam ganz aufgeregt nach einer Nachtschicht von der Arbeit und erzählte Julia von meinem Plan, Polarlicht anschauen zu fahren. Nun ja, ich glaube Julia hatte am nächsten Tag frei und ich wieder Nachtschicht, somit konnten wir ausschlafen. Also fuhren wir Mitten in der Nacht aus Calgary raus Richtung Nordosten.Wir mussten weg von der Großstadt, da diese eine große Lichtverschmutzung aufwies. Also fuhren wir ca. 30 Minuten. Dort angekommen, es war ein Feld, stellten wir das Auto ab und versuchten uns an die Dunkelheit zu gewöhnen.Und dann sahen wir Sie, Lady Aurora. Oder doch nicht? Leider war das mit dem bloßen Auge gar nicht zu erkennen. Also versuchte ich dies Fotografisch festzuhalten, allerdings stellten wir auch dort fest, dass es ganz ganz schwach war. Aber es war da.Wir fuhren wieder nach Hause. Aber ich war angefixt 🙂 Und tatsächlich, am 4.11.2018 gab es einen kleinen Geomagnetischen Sturm, der Polarlichter auch in tiefere Regionen erscheinen lassen, sodass wir hofften, diesmal die Polarlichter von größerer Intensität beobachten zu können. Etwa 45 Minuten Nordöstlich von Calgary hatten wir das Glück und konnten Sie sehen und fotografieren. Es war kalt, aber soooo schön.
Die Zeit bis zum Heimflug
Die verlief ziemlich schnell. Am 13.10. habe auch ich angekündigt, dass ich wieder zurück nach Deutschland gehe, was Jamie natürlich nicht gerade freute, hatte er doch vor kurzem erst einen anderen Koch gekündigt, mit dem ich mich nicht verstanden habe. Aber die Entscheidung stand natürlich.Also genoss ich die verbleibende Zeit mit Julia noch so gut es ging. Wir machten Ausflüge in die umliegenden Parks und Reservats, in Canmore haben wir eine Elkherde am Fluss gesehen, die völlig entspannt durch das Städtchen lief, am Ufer des Flusses sahen wir einen Coyoten, der einen Schneehasen jagte. Einen Bären haben wir leider nicht gesehen, oder sollte ich eher sagen zum Glück?
Am 17.11. haben wir dann unser Auto verkauft. Wir haben 1000 Kanadische Dollar bezahlt als wir es kauften, und 1150 Kanadische Dollar bekommen, als wir es verkauften. War doch ein guter Deal, oder?
Am 20.11. war unser letzter Arbeitstag für uns, da wir am darauffolgenden Tag Besuch von Lea bekamen, unsere Freundin aus Amerika. Überraschend war tatsächlich, dass ich am Trinkgeld des letzten Monats beteiligt wurde zum Abschied und nochmal über 300 CAD in Cash bekam. Das hat mich natürlich sehr gefreut.
Als Lea und ihr Hund Roy endlich zu uns kamen, haben wir uns natürlich sehr gefreut. Doch leider konnten wir Ihr Calgary/Kanada gar nicht so gut zeigen wie wir es wollten, da Sie krank wurde und die paar Tage die sie da war hauptsächlich im Bett verbrachte. Immerhin haben wir Sie in Julias Starbucks und zum Essen dann in mein Stetson Pub einladen können. Am 25. musste Sie auch schon wieder nach Hause fahren. Auch wenn wir leider nicht so viel unternehmen konnten in dieser Zeit, war es gar nicht schlimm für uns, weil wir wussten, dass wir Sie in ein paar Wochen wieder in Deutschland zum alljährlichen Deutschlandbesuch sehen werden.
Die Ankunft in Deutschland
Am 28.11.2018 war es endlich soweit. Es sollte wieder nach good old Germany gehen.Da wir im Laufe der Zeit auch viele Klamotten eingekauft haben, hatten wir uns noch ein paar Wochen vorher einen riesigen, gebrauchten Koffer erstanden. Somit buchten wir einfach extra Gepäck und konnten all unsere Sachen mitnehmen. Also packten wir am Abflugtag alles zusammen, verkauften noch die Heizung, die wir uns mal gekauft hatten, ließen die Schlüssel auf dem Tisch liegen (offensichtlich hatte es unsere Vermieterin Helena nicht so sehr mit Verabschiedungen), bestellten uns ein Uber und ließen uns an den Flughafen fahren. Um 18 Uhr ging unser Flug.Wir kamen am 29.11.2018 in Frankfurt am Main an. Dort erwartete uns meine Mutter. Natürlich war die Freude riesig. Allerdings musste ich kurz darauf Abschied von Julia nehmen.Sie fuhr weiter in Ihre Heimat nach Nagold, weil sie dort gemeldet war und sich dort beim Arbeitsamt melden musste, damit Sie wieder Krankenversichert ist.Das Gleiche musste ich auch machen, nur eben aus Friedrichsdorf.Also machte ich das auch schnell, wobei mein Berater tatsächlich direkt noch ein Gespräch mit mir führen wollte, kurz vor seinem Feierabend.Egal, ich zog es durch und fuhr dann zu meiner Mutter nach Hause, weil ich ja noch bei Ihr gemeldet war. Endlich bin ich wieder in Deutschland angekommen.
Wie es uns dann ergangen ist? Nun ja, noch bevor wir nach Deutschland reisten, hörte meine Mutter etwas von einer Doppelhaushälfte, die frei werden sollte (Die eigentliche Wohnung die für uns schon gedacht war war zu dem Zeitpunkt noch lange nicht fertig, daher viel die Option aus). Und ging diese erst mal besichtigen. Um es kurz zu machen: Wir konnten uns gegen zwei weitere Bewerber durchsetzen und konnten zum 1.1.2019 in die Doppelhaushälfte ziehen. Auch das war irgendwo Karma, wir hatten nämlich nicht mal irgendeinen Arbeitslosengeldnachweis, geschweige Gehaltsnachweis vorzuweisen. Aber wir setzten uns durch und unsere Vermieter sind sehr glücklich mit uns.Nun haben wir uns dem nächsten Abenteuer gewidmet.
Dem Abenteuer Familie 🙂
Wir hoffen, ihr hattet etwas Spaß am lesen und konntet etwas mitfiebern. Wir danken Euch dafür.Gerne könnt Ihr uns auch mit Fragen überfallen, falls ihr gerne noch weitere Infos zu einem Thema möchtet. Zögert nicht uns zu kontaktieren.
Wir wünschen Euch alles Gute!
Eure Julia, euer Michi