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Zurück in Neuseeland Teil 2

Thomas kommt uns besuchen

Die Freude war natürlich riesengroß! Nach knapp 30 Stunden Flug ist er endlich angekommen. Wir waren soooo gespannt ihm endlich Neuseeland zu zeigen. Aber als erstes brachten wir ihn zu seinem Hotel. Danach gingen wir mit ihm was Essen und entließen ihn danach wieder ins Hotel, damit er seinen Jetleg ausschlafen konnte. Am nächsten Morgen holten wir ihn wieder ab und gingen frühstücken. Um 15 Uhr sollte sein Mietauto bereitstehen, welches wir danach abholen fuhren. Japp, oder eher Mietautole? Es war ein Hiundai Getz, ein Miniauto! Ich hatte ja immer noch gehofft, dass er vielleicht doch noch nen Kombi bekommt, oder zumindest so groß, dass er mit ner Luftmatratze irgendwie hinten drin schlafen kann. Keine Chance. Okay, ab zum Warehouse einkaufen. Nachdem wir also Zelt, Luftmatraze, Pumpe und Schlafsack gekauft hatten, holten wir noch ein paar Lebensmittel und dann ging es los ins Campingvergnügen! Wir fuhren auf einen relativ nahen kostenlosen Campingplatz um im Zweifelsfall doch noch in die Stadt zu können um irgendwas einzukaufen, wenn was fehlen sollte.

Am nächsten Morgen sagte er das er echt super geschlafen hat und wir atmeten auf. Thomas hatte vorher noch nie gezeltet, daher war das echt Premiere. Also konnte es losgehen!!! Wohooo Südinsel, wir kommen!

Okains Bay

Wir hatten uns mit Nina und Chris in der Okains Bay im Bankspeninsula verabredet. Wir dachten wir genießen die Tage dort etwas, bevor wir Silvester dann alle gemeinsam in Christchurch verbringen wollten. Doch als wir in der Okainsbay ankamen, war der Campingplatz ausgebucht. Dummerweise war wie so oft in etwas abgelegenen Plätzen kein Handyempfang da, sodass wir uns nicht mit ihnen absprechen konnten. Verdammt, was nun?

Ich fragte die Dame von der Rezeption ob sie überhaupt heute neue Leute bekommen hat, die nicht vorher reserviert hatten, da wir uns eigentlich mit Freunden hier verabredet haben. Sie fragte wie sie heißen und tatsächlich, die zwei waren auf dem Platz. Darauf meinte sie, okay wenn eure Freunde hier sind frag ich mal den Chef, vielleicht dürft ihr ausnahmsweise bleiben. Sie verschwand kurz, und kam dann wieder zurück. Sie sagte, dass wir bleiben können, wir sie aber selber finden müssen, da der Platz keine feste Platznummern hat sondern jeder sich selber sein Plätzchen suchen kann. Jippiee! Dankbar checkten wir ein und begaben uns auf die Suche. Wir fanden sie dann irgendwann, allerdings war nur Nina im Auto, ihr gings gesundheitlich nicht so gut. Chris sei Angeln! Okay, dann mal los. Wir packten unser Angelzeug und gingen auf die Suche nach Chris. Wir fanden ihn dann relativ schnell auf einer Klippe stehen. Wir versuchten unser Glück aber irgendwie wollte da nix beißen. Auf einmal schwamm ein seltener Hektordelfin vorbei. Krass, was Thomas doch für ein Glück hatte. Kaum angekommen und schon sieht er einen Delphin. Und dann noch so einen seltenen. Wir haben dafür fast ein Jahr gebraucht. Sein Glück verließ ihn nicht, er angelte nämlich auch seinen ersten Fisch. Es war zwar ein kleiner, aber hey, Fisch ist Fisch 😀

Chris hatte etwas mehr Glück und auf einmal hat er 6 Stück oben gehabt. Zwar auch nur kleinere aber dennoch groß genug um sie zu essen.

Somit hat Thomas auch seinen ersten wirklich frischen Fisch gegessen.

Leider ging es Janina wirklich nicht gut und sie hatte die Vermutung, das sie sich eine Mandelentzündung eingefangen hat. Daher wollte sie am nächsten Tag lieber nach Christchurch zum Arzt. Und wir? Uns gefiel es da sehr gut. Wir fragten einfach nach ob wir verlängern können. Und wir durften. Also blieben wir bis zum Silverstertag dort. Es war einfach toll da. Eine wunderschöne Bucht. Der Campingplatz war voll mit lauter Kiwifamilien, die dort Ferien machten. Keine Deutschen Teenies. Und dennoch im Wald. Irgendwie fühlten wir uns wie auf einem dieser Campingplätze in den amerikanischen Filmen. Irgendwie einfach toll!

Silverster in Christchurch

Jaaaa, Silvester. Wir haben uns gefragt wie und vor allem wo wir Silvester verbringen wollen. Zum einen ist es unser Jahrestag, ja wir sind schon über 5 Jahre zusammen, zum anderen wollten wir ja mit Thomas feiern. Wir schauten was überall abging und stellten fest, soooo viel ist das ja garnicht, vorallem auf der Südinsel wars ziemlich Mau. Christchurch, Wanaka oder Queenstown das Rythm and Alps Festival. Nun ja, Festival hatten wir keine Lust. Also zogen wir Wanaka in Erwägung. Hätte auch fast geklappt, doch dann meldeten sich Janina und Christian, sie wollen Silvester auch mit uns verbringen. Also kurzum, Christchurch war mit einer großen öffentlichen Party unser Ziel. Wir buchten einen Campingplatz in der City und schlugen dort unser Lager auf. Dieser war dezent 1 Stunde Fußmarsch entfernt von dem Partygelände im Hagleypark. Wir glühten vor und liefen kurz vor 11 los. Naja wie das so ist und so, man muss ja noch mal auf Toilette und so, kamen wir dann gerade so um 0 Uhr dort am Park an. Wir waren noch nicht ganz am Gelände da ging das Feuerwerk los. Joah und nach echten 3 Minuten wars auch schon wieder vorbei. Wir dachten echt das ist ein Scherz. Also da war Nicaragua zu Weihnachten größeres Feuerwerk als dort. Unglaublich. Wir gingen zur Bühne wo eine Liveband Rockmusik spielte. Na wenigstens bissl Party machen können wir, dachten wir. Eine halbe Stunde später spielte die Band ihr letztes Lied und die Securitymitarbeiter begannen, die Menschen vom Geländer zu schmeißen. Wir dachten echt wir sind im falschen Film. Das Alkohol auf dem Gelände verboten war muss ich wohl nicht erwähnen, oder?

Okay, Chris und Nina machten sich auf den Heimweg, da Nina sich tatsächlich ne Mandelentzündung eingefangen hatte und wir folgten der Menschenmassen um noch irgendwo in nem Pub einen zu trinken. Also liefen wir dann einer Gruppe hinterher. Julia fragte wohin sie gehen, ob sie in nen Pub gehen. Da sagte ein sehr junges Mädchen, sie gehen auf eine Hausparty, wir können mitkommen, aber wir müssten Alkohol und Drogen mitbringen. Wir schauten sie mit großen Augen an und lehnten ab. So läuft das hier also. Wir liefen weiter und nach ca. ner halben Stunde entdeckten wir ein Pub der noch auf hatte. Also nichts wie rein. Allerdings wurde es uns nach ner Stunde auch langweilig, da man dort nur trinken konnte, nicht tanzen oder so. Wir traten wieder den Heimweg an. Nun ja, Silvester haben wir uns definitiv anders vorgestellt.

Das große Reisen mit Thomas

Nachdem wir den ersten Tag des neuen Jahres nur gegammelt und uns erholt haben ging es am zweiten Tag los. Unser erstes Ziel: Oamaru Pinguine anschauen!

Und Thomas hatte wieder richtig Glück. Nicht nur, dass er das Glück hatte, das einige Pinguine wirklich nur einen Meter an ihm vorbei gelaufen sind, nein er hatte einen Pinguin im Grunde direkt neben seinem Zelt. Thomas konnte sicher gut schlafen.

Am nächsten Tag schauten wir uns das Steampunkmuseum an und fuhren anschließend Richtung Queenstown. Übernachtet haben wir wieder auf dem Campingplatz beim Lake Pukaki. Nur diesmal sahen wir ihn, den Mt. Cook. Wir hatten echt Superglück mit dem Wetter und da dieser Campingplatz in einem „Dark-Sky-Reserve“ liegt, also ein Gebiet was besonders dunkel ist Nachts und man in solchen relativ seltenen Gebieten weltweit einen besonders tollen Sternenhimmel hat, hatte Thomas einen tollen Blick auf die Milchstraße und viele Sternschnuppen.

Queenstown

Queenstown ist wohl die bekannteste Stadt Neuseelands. Ihr eilt der Ruf voraus das du hier alles machen kannst. Und all dein Geld hierlassen kannst. Japp das trifft zu. Allein der Campingplatz war schon fast doppelt so teuer wie sonst so. Und Privatsphäre ist nicht, dort war man zusammengepfercht wie auf einem normalen Autoparkplatz, wobei wir einen ganz außen hatten und somit wirklich einen relativ großen Platz hatten.

Wir haben uns überlegt was wir hier machen wollten. Da wir ja alle so mit Höhe sind, kam natürlich Bungee springen, Skydiving oder sowas nicht in Frage. Skydiving, also ein Fallschirmsprung aus 5 km Höhe, kam spätestens dann nicht mehr in Frage, nachdem der Pilot, der mit David in Australien einen Sprung gemacht hat, genau als wir in Bali waren bei einem Sprung ums Leben kam.

Wir entschieden uns fürs Jetboat fahren. Das hat auch echt mega Spaß gemacht, ich wurde dezent nass! Und dann haben wir noch die Skyline-Luge gemacht, eine Art Sommerrodelbahn mit so schwerkraftbetriebenen Gokarts. Das war sooooo lustig. Wir haben gleich 5 Runden gemacht! Dann wäre noch als großer Burger-Fan erwähnenswert, dass es in Queenstown den Fergburger gibt. Der Fergburger ist in ganz Neuseeland bekannt und sicher auch darüber hinaus. Er soll absolut toll schmecken. Der Kumpel von unserem Ex-Vermieter Peter ist sogar extra mit seinem kleinen Flugzeug von Blenheim nach Queenstown geflogen, um sich den Burger zu holen.

Na gut, schauen wir uns mal den Laden an, entschieden wir. Doch als wir an den Laden kamen, trauten wir unseren Augen nicht. Vor dem Laden war ungelogen eine mindestens 30 Meter lange Schlange. Alle wollten einen Fergburger. Am Arsch dachten wir uns, wir stellen uns doch keine Stunde oder so für so nen Burger an. Aber es war total spannend zuzusehen wie extrem das Restaurant gehypt wurde. Da war ein Koreaner, der machte gerade Videotelefonie und zeigte vorallem Menschen, die gerade in den Burger bissen. Wir entschieden uns dagegen und gingen anderweitig Abendessen und was trinken. Als wir dann um 2 Uhr Morgens zufällig dran vorbei kamen, standen nur noch 5 Leute an. Ich witterte meine Chance und wir stellten uns an. Ich bestellte den Fergburger mit doppelt Fleisch und Brie.

Also ich muss echt sagen, ich liebe Burger. Nicht den Fastfood-McDonaldsdreck, sondern wirklich handwerklich gemachte Hamburger, in allen Variationen. Am Besten sind natürlich meine selbstgemachten Laugenbrötchenburger mit gegrillter Zuchini 😀

Okay, genug davon, ich wollte einfach wissen ob der Burger so gut ist oder ob es einfach nur ein Hype ist wie es mit soooooo vielen anderen Dingen. Und ich muss sagen…

Der Fergburger war eeeeendgeil!!!

Tatäschlich war das kein Hype, er ist einfach geil.

Definitiv einer der besten Burger die ich je gegessen habe.

Milford Sounds

Nach Queenstown fuhren wir Richtung Milford Sounds. Der letzte große Ort davor war Te Anau. Julia hatte noch in Queenstown eine Kayak und Cruise Tour gebucht. Also 2 Stunden lang Kayakfahren und dann noch n bissl auf so nem Ausflugsschiff rumschippern. Leider war das Wetter in den Sounds sehr wolkenverhangen und nebelig, sodass wir nicht die volle Pracht genießen konnten. Das tat dem Kayak fahren aber dennoch nichts. Es hat ungemein Spaß gemacht in dieser Landschaft auf dem Fjord rumzupaddeln. Gegen Ende fing es an zu regnen. Hat noch mehr Spaß gemacht. Nachdem wir dann mit dem Kayak fahren fertig waren zogen wir uns trockene Klamotten an und weiter gings zum Schiff. Das Wetter klarte auch etwas auf sodass wir während der Tour viel sehen konnten.

Als wir zurück in Te Anau waren wollten wir noch einen Scenic Flight buchen, also einen Flug mit einem kleinen Flugzeug über das Fjordland. Leider waren die Tage danach auch wolkiges Wetter, sodass es nicht möglich war. Stattdessen entschieden wir uns eine Hubschrauberwanderung auf einem Gletscher zu machen.

Helikopter-Hike auf dem Tasmanglacier

Wir hatten praktisch 2 Tage Zeit um von dort unten wieder ziemlich in die Mitte des Landes zu fahren. Dummerweise stellte ich bei einer kurzen Toilettenpause fest, dass die vorderen Reifen unseres Auto schon so abgefahren waren, dass es wirklich gefährlich war weiter zu fahren. Zum Glück war direkt gegenüber eine Werkstatt, der die Reifen bestellen konnte und für den nächsten Tag gegen Mittag die Reifen montieren konnte. Gesagt, getan, bestellt, Campingplatz gesucht, nächsten Mittag hin, montiert und weiter gings. Mit einem kurzen Zwischenstopp in Queenstown zum Fergburger essen (hat auch nur ne halbe Stunde gedauert) sind wir weiter bis zum Mt. Cook Village gefahren.

Am nächsten morgen wachten wir auf und wir fragten uns ob der Hike überhaupt stattfinden würde, da es doch recht nebelig und bewölkt war. Wir fuhren zum Treffpunkt und dort erklärte man uns, dass das nur ganz lose Wolken sind, die sich gleich mit der Sonne richtig auflösen. Na hoffentlich dachten wir.

Als es dann los ging waren die Wolken leider noch nicht alle weg, allerdings flog der Hubschrauber eh nicht höher.

Jaaaaa, wir sind das erste mal Hubschrauber geflogen. Man war das geil!!! Julia hatte sogar den Ehrenplatz direkt neben dem Piloten vorne. Es war ein unglaubliches Gefühl (Hab schon auf Ebay geschaut, was die so gebraucht kosten :-p). Nach einem leider viel zu kurzen Flug landeten wir auf dem Gletscher direkt auf dem Eis. Wir stiegen wie vorgeben aus und warteten bis der Heli weggeflogen war. Anschließend bekamen wir solche Eisspikes an die Schuhe gebunden, das wir festen Halt hatten. Und dann ging es auch schon los. Es war total spannend. Immer wieder hörte man Eislawinen, die halt irgendwo abbrachen und runterkamen. Allerdings waren die fast nie zu sehen, da die noch weiter oben waren und dort die Wolken leider alles verdeckten. Wir stapften über das Eis und er erklärte uns einige Dinge darüber. Unter anderem, dass dies der größte Gletscher in Neuseeland ist und nur bei diesem Eishöhlen möglich waren. Und in so eine gingen wir. War total spannend zu sehen. Nach mehr als zwei Stunden auf dem Eis wurden wir von dem Heli wieder abgeholt und flogen wieder zurück zum Flughafen. Defintiv eins unserer Highlights in Neuseeland!

Ab an die Westcoast!

Noch am selben Tag fuhren wir wieder zurück Richtung Queenstown. Diesmal kein Zwischenstopp, wir bogen vorher nach Wanaka ab. Dort übernachteten wir und fuhren anschließend über den Pass nach Haast, wo wir die Westcoast hochfahren wollten. Als wir in Haast ankamen, wunderten wir uns wirklich, wie klein das Dorf war. Wir dachten das ist ne richtige Stadt, aber dem war nicht so. Wir aßen irgendwo was und suchten dann ne Tankstelle auf. Uff war die teuer. Also n bisschen hatte ich noch im Tank, lass uns weiter fahren, sagte ich. Da wird sicher noch eine kommen. Und wir fuhren weiter. Scheinbar hatte ich das Schild „last petrol next 80km“ nicht gesehn, sonst wäre ich wohl umgedreht. Jedenfalls fuhren wir und fuhren und irgendwie kam da nix mehr. Das Navi zeigte die nächste Tankstelle in 80 km an, da war ich aber schon 40km von der anderen Tankstelle gefahren. Das ich schon auf Reserve fuhr brauch ich sicher nicht zu erwähnen oder? Nun ja mein Arsch ging ganz schön auf Grundeis. Mit spritsparenden 70 km/h und dem letzten Tropfen Benzin schaffte ich es gerade so ins Foxvillage, wo ich endlich für 5 Cent günstiger tanken konnte! Es gibt Dinge, die lohnen sich einfach nicht!

Weiter gings nach Hokitika

Camping der unheimlichen Art

Ich hatte ein recht günstigen Campingplatz ausgesucht und zu diesem fuhren wir auch. Dort angekommen stellten wir fest, dass es eher wie ein Hotel oder so war. Ein riesiges Gebäude mit unterschiedlichen Zimmern. Es gab eine kleine Küche, ein Esszimmer, noch ein Esszimmer, ein Aufenthaltszimmer, noch mehr Aufenthaltszimmer, Toiletten, Duschen, etc…aber alles eingerichtet im Stil der 60ger Jahren. Alles war sauber soweit, aber da lagen dann irgendwelche Puppen rum und so zur Zierde alles so überhaupt, irgendwie schon gruselig. Vorallem als es dann langsam dunkel wurde… Ein deutsches Pärchen recherchierte und fand heraus, dass das mal ein Nervenheilanstalt war. Sogar eine Gummizelle gab es hier, die wir allerdings nicht fanden. Naja die Nacht war soweit ok, halt bissl gruselig. Auf Fotos haben wir verzichtet, ihr wisst ja, nicht das dann darauf doch noch irgend ein Geist zu sehen ist 😉

Weiter ging es über den Coastal Highway, vorbei an den Pancakerocks zum Mokihinuiriver, wo wir damals so viele Kahawais rausgeholt haben. Wir versuchten unser Glück mit Thomas wieder, allerdings wollte das nicht so klappen. Ich hatte wohl einen noch größeren an der Angel, der so stark war, dass die Schnur riss und Thomas angelte einen kleinen Aal, den wir wieder in die Freiheit entließen. Am folgenden Tag hatten wir auch kein Glück, so entschieden wir am nächsten Tag nach Nelson/Motueka zu fahren, da starker Regen für ganz Neuseeland vorhergesagt war.

Wir fuhren zu unserem Lieblingsplatz dort, doch der war wegen Überschwemmung geschlossen. Der zweite den wir ansteuerten war voll, und musste sowieso gerade evakuiert werden, weil er auch drohte zu überschwemmen. Der 3te war voll. Da Thomas sowieso im Auto schlafen wollte und kein Zelt bei dem Wetter aufbauen wollte (wer kanns ihm verübeln) entschieden wir uns für erprobtes Wildcampen: Einfach irgendwo in der Nähe einer Toilette am Straßenrand schlafen und hoffen, dass man kein Strafzettel fürs Wildcampen bekommt. Es klappte auch super, kein Ticket, soweit ruhig und gut geschlafen, läuft. Also deckten wir uns noch mit 2 Laib deutschem Brot beim deutschen Bäcker ein und füllten unsere Vorräte für die Marlborough Sounds in Nelson auf. Und dann gings endlich in unsere Lieblingsbay!!!

Elainebay 3

Endlich ging es wieder zurück in unsere Lieblingsbay in die Marlborough Sounds. Wir wissen nicht warum, aber dieser Ort hat es uns persönlich einfach angetan. Diese Stille, das klare Wasser, irgendwie magisch. Jedenfalls freuten wir uns sehr diesen Ort mit Thomas zu teilen.

Wir angelten wieder und hatten diesmal nicht so viel Glück. Nur eine kleine Gelbaugenmeeräsche. War aber dennoch lecker. Am ersten Abend gingen wir zur Dämmerung zum Steg hinunter um das Leuchtplankton anzuschauen. Man konnte schon was erkennen, als wir plötzlich ein leises Plätschern vernahmen. Wir fragten uns was das sei, es klang als würde etwas auf uns zu geschwommen kommen. Wir schalteten unsere Kopflampen ein und starten aufs Wasser. Völlig perplex erblickten wir einen Blauen Pinguin, der auf den Steg zugeschwommen kam, dann drunter durch schwamm und anschließend Richtung Ufer schwamm und verschwand. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir wussten zwar das es die überall hier in Neuseeland geben kann, aber das war schon etwas weiter von den üblichen Orten entfernt. Wie süß.

Nun wollten wir aber das Leuchtplankton demonstrieren und wurden echt belohnt. Soooo hell haben wir das Plankton noch nie gesehn. Unglaublich! Da waren Muscheln an den Pfeilern des Stegs und das Wasser darum leuchtete wie in der Disco! Absolut toll.

Am nächsten Tag liehen Julia und Ich ein Kayak aus um in dem Sound zu paddeln. Thomas wollte lieber ein wenig wandern.

Als wir gegen Abend noch mal raus fuhren waren wir dauernd von Stachelrochen umzingelt, die im seichten Wasser rumschwammen. Als wir einen gaaanz nah filmen wollten, übersahen wir einen ziemlich großen. Ich wunderte mich nur was da plötzlich für ein komischer Stock da aus dem Wasser rausguggt, der war doch eben noch nicht da. Als ich es begriff sind wir schleunigst und vorsichtig wieder weg gefahren. Schon ein komisches Gefühl von nem riesigen Stachelrochen bedroht zu werden.

Als es dann wieder so weit war „Goodbye“ zu sagen hat sich das richtig komisch angefühlt. Julia sagte, das sie sowas noch nie für einen Ort an dem sie nur ein paar Tage verbracht hat empfunden hat. Jedenfalls werden wir ihn nicht vergessen.

Blenheim

Weiter gings über den Scenic Drive durch die Marlborough Sounds. Wir entschieden uns am Rarangi Beach nieder zu lassen für die 2 Tage, an denen wir uns vorgenommen haben Tina zu treffen, eine Weinprobe zu machen, Thomas unseren ehemaligen Arbeitsplatz zu zeigen und natürlich ihm unser ehemaliges Heim inkl. Ex-Vermieter zu zeigen.

Nur um das mit Peter unserem Ex-Vermieter abzuschließen, auf die Frage ob er noch mit Cindy zusammen sei, sagte er, sie seien nur befreundet und das sei nix ernstes. Fragt sich nur ob Cindy das auch so sieht…

Pacific Coast Highway

Von Blenheim fuhren wir nun den Pacific Coast Highway in Richtung Kaikoura. Dieser Highway war die ganze Zeit über ein Jahr gesperrt wegen den ganzen Schäden des Erbebens im November 2016. Im Dezember 2017 haben sie endlich den Highway wieder eröffnet. Vielleicht erinnert ihr euch, wir sind diesen schon zum Teil bis nach Clarence gefahren, doch diesmal war von den ganzen Schäden bis nach Clarence nichts mehr zu sehn. Die Bauarbeiter haben echt ganze Arbeit geleistet. Als wir dann aber immer näher Richtung Kaikoura kamen sah man wirklich was die geschafft haben. Überall Baustelle.

Delfinschwimmen in Kaikoura

Als wir das nette Pärchen aus Fitschi fragten, was für sie ihr Highlight in Neuseeland war, sagten sie ohne zu zögern, das Delfinschwimmen in Kaikoura.

Auch wenn man das Definschwimmen in anderen Teilen Neuseelands machen kann wollten wir es auf jeden Fall in Kaikoura machen. Warum? Ganz einfach, dadurch dass sie durch das Erdbeben zunächst komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren und der Tourismus in der Stadt fast ein Jahr komplett eingebrochen war, haben wir entschlossen unser Geld denen zu geben, die es nötig haben.

Kaikoura wurde durch das Erdbeben ganz schlimm getroffen. Touristen etc. mussten damals ausgeflogen werden, weil alles zerstört war. Der komplette Meeresboden dort ist ca. 2 Meter nach oben gekommen. Hügel sind verschwunden, neue sind plötzlich da gewesen. Tina meinte bei unserem letzten Treffen, dass man es an der Küste sehen kann was für ein Unterschied es ist. All die Felsen, die vor der Küste nun im Wasser zu sehen sind, die gab es nicht vorher. Die waren Unterwasser. Und davon sahen wir Hunderte!!! Und ein Geruch, schwer zu beschreiben, aber auch der kam mit dem Erbeben. Warum? Das haben wir uns auch gefragt, leider haben wir nur Vermutungen…

Okay, aber nun zum Delfinschwimmen. Wir hatten schon 2 Wochen im Voraus (Rest war ausgebucht) für Julia und Mich das Delfinschwimmen gebucht, Thomas wollte lieber nur vom Boot zuschauen. Ihm war das mit dem schnorcheln im offenen Meer nicht ganz geheuer. Wer kanns ihm verdenken, schließlich waren Tiefen von 300-1400 Meter unter uns. Wir fuhren morgens dort hin und bekamen unsere Ausrüstung, sprich kompletter Neoprenanzug, Flossen, Tauchmaske und Schnorchel. Danach wurde ein Film gezeigt. In dem wurde nochmal drauf hin gewiesen, dass die Tiere wild sind und sie nicht angefüttert werden oder dressiert sind und das es eben sein kann, dass sie einfach kein Bock haben zu spielen. Des weiteren wurde darauf hingewiesen, das die Tiere nicht angefasst werden dürfen und das die kompletten Einnahmen komplett in die Erhaltung des Nationalparks in Kaikoura geht. Also ne ganz tolle Sache.

Danach wurden wir in Busse gesteckt die uns zum Hafen brachten. Dort gings dann aufs Boot und los gings. Wir fuhren keine 5 Minuten da kamen schon die ersten Delfine auf uns zu geschwommen und sprangen an der Heckwelle des Bootes um die Wette…zu dritt…absolut synchron… der Hammer. Wir dachten nur, hey warum halten wir nicht an, hier sind doch Delfine. Aber das waren wohl nicht genug. Nach etwa 20 Minuten Fahrt hieß es dann, wir sollen uns fertig zum reingehen machen. Also machten wir uns fertig, zogen alles an, Masken auf. Dann schauten wir hinter uns und trauten unseren Augen kaum. Hinter uns war eine Gruppe von über 300 Delfinen. Das Signal ertönte und wir durften ins Wasser. Sie haben uns vorher gesagt wie wir uns verhalten sollen um auf uns aufmerksam zu machen, damit sie angeschwommen kommen. Und dies taten wir auch. Wir schwimmen los und versuchten laute Geräusche und Schreie

durch den Schnorchel zu machen. Und dann kamen sie.

Auf einmal waren sie neben einem, manche nicht mal einen Meter entfernt. Das war echt ein unglaublicher Moment diese schönen und intelligenten Wesen von so nah zu betrachten. Und weg waren sie wieder.

Das Signal ertönte und wir gingen wieder an Board. Das ganze ging 5 Mal so, wobei uns die Crew immer mehr ermutigte noch lauter zu sein und noch Aktiver, damit man noch attraktiver wird für den Delfin. Gesagt, getan, nur wisst ihr was? Es ist verdammt anstrengend!!! Wenn ein Delfin bei dir ist sollte man sich um seine eigene Achse drehen, oder im Kreis drehen, untertauchen und so weiter… das war so anstrengend. Und laute Töne machen… Leute, ich hab mich gefühlt wie ein Walross. Die Töne die aus meinem Schnorchel kamen waren laut Julia verdächtig ähnlich!

Leider ging auch die Zeit vorbei und wir gingen das letzte Mal an Board um dann noch einige Fotos von den Delfinen vom Boot aus machen zu können. Insgesamt sahen wir 3 verschiedene Delfinarten. Den gewöhnlichen Delfin, den Hektordelfin und den Dusky Delfin, der mit seinen Akrobatischen Kunststücke nicht zu übersehen war. Als wir dann wieder zurück fuhren hatten wir alle ein Glitzern in den Augen. Es war sooooooo schön!

Noch am selben Tag fuhren wir weiter in Richtung Christchurch, wo Thomas seine letzte Campingnacht verbrachte, in der es übrigens kräftig Gewitterte, was irgendwie in Neuseeland super selten ist.

Abschied von Thomas

Am nächsten Tag fuhren wir nach Christchurch, wo er ins Hotel eincheckte, anschließend brachten wir sein Auto weg. Den letzten Abend verbrachten wir erst auf dem Nachtmarkt in Christchurch, wo wir leckere Delikatessen aus aller Welt probieren konnten und danach auf ein letztes Bier in ein Pub. Wir ließen die Zeit Revue passieren und dankten ihm für sein Kommen.

Am nächsten Tag brachten wir ihn zum Flughafen. Der Abschied war verständlicher Weise echt schwer.

Es war eine richtig super Zeit mit Thomas und wir haben so viele schöne Momente mit ihm gehabt und konnten mit ihm gemeinsam Neuseeland weiter entdecken und ihm den Zauber unserer liebsten Orte zeigen. Er war unser absoluter Superhero, da er sich auf so ein Abenteuer eingelassen hat: so viele Stunden Flug und dann einen Monat im Zelt schlafen, auf Campingplätzen sein, die zum Teil nur ein Plumpsklo haben und das in seinem sauer verdienten Urlaub. Aber Camping ist einfach eine der besten Möglichkeiten die Schönheit von Neuseeland zu entdecken. Danke Thomas, dass du uns besucht hast und all diese tollen Eindrücke mit uns geteilt hast! War eine super Zeit!!!

Autoverkauf

Die letzten 11 Tage hatten wir uns in eine AirBnb Unterkunft eingemietet. Es war ein komplettes Studioappartment komplett für uns allein. Und sogar günstiger als der Campingplatz in der Stadt. Wir wollten in Ruhe alles aus dem Auto räumen und packen sodass wir das Auto tiptop fertig für den Verkauf machen konnten.

Ich glaube das war mit Abstand die blödeste Zeit die wir in Neuseeland hatten. Wir warteten Tagelang wie in Trance darauf, dass sich ein Interessent meldet und sich das Auto anschauen will. Denn der eigentliche Automarkt, ein Markt wo man sich mit dem Auto hinstellt und die Interessenten vorbei kommen und sich die Autos anschauen, den gab es garnicht mehr. Dummerweise haben wir das auch erst rausgefunden, als wir schon alles von Christchurch gebucht hatten. Somit waren wir gezwungen das Auto verglichen mit Auckland zum Schleuderpreis anzubieten.

Ums kurz zu machen, nach 8 richtig blöden Tagen haben wir das Auto endlich verkauft. Es war ein älteres deutsches Pärchen, keiner von den Teenies die wir eher vermutet haben.

Ansonsten verbrachten wir die paar letzten Tage damit, uns Mental auf den Abschied vorzubereiten, aber auch die Vorfreude zu haben wieder ein neues Land entdecken zu können. Und dann war es auch schon so weit. Am 7 Februar 2018 ging es weiter. Der Abschied fiel uns sehr schwer. Aber wir sind uns ziemlich sicher, das war nicht das letzte mal Neuseeland!!!

Wir flogen über die Südinsel und konnten noch von oben auf denn Tasmanglacier schauen, den, auf den wir mit dem Heli geflogen sind, sahen die Westküste langsam schwinden…in Richtung des nächsten Ziels: Singapur!

Auf Jobsuche in einem fremden Land

Aufgrund unseres Visums ist es uns möglich, eine bezahlte Arbeit anzunehmen. Alles, was wir dafür benötigen, wie Steuernummer und ein funktionstüchtiges Neuseeländisches Konto hatten wir bereits erledigt. Also konnten wir direkt loslegen. Julia hatte unsere Lebensläufe, die wir in einer Doppelstunde noch in der Sprachschule in Auckland angefangen hatten, bereits vor einigen Wochen in Englisch erstellt und von Lea nochmal auf Herz und Nieren prüfen lassen. Wann schreibt man schon mal sowas in Englisch? Wir druckten uns ein paar Kopien davon aus und dann gings los. Da wir noch kein Internet in dem Haus hatten, das wurde erst Mitte der Woche installiert, gingen wir in die Bibliothek, um dort nach Stellen zu suchen. Wir klapperten mehrere Portale ab und kamen zu folgendem Ergebnis: Ein Jobportal extra für Backpacker bietet in unserer Region nur Jobs fürs Pruning auf einem Weinfeld an, sprich mit ner Großen Astschere die Pflanzen beschneiden… schwere körperliche Arbeit. Und die Stellen waren auch nur für Männer ausgeschrieben. Die anderen Portale hatten „richtige“ Jobs im Portfolio. Und auf die bewarben wir uns. Einmal als Küchenhilfe in einem Altersheim, bei sämtlichen Schnellrestaurants wie McD, BurgerKing, KFC etc., bei einer Autovermietung, Initiativbewerbungen in sämtlichen Weinfabriken und Fischfabriken.

Die vielversprechendste Stellenausschreibung war die im Altersheim. Also sind Julia und Ich schön mit unseren Lebensläufen hingefahren. Wir sind direkt zur Heimleitung, haben uns kurz vorgestellt, überreichten unsere Lebensläufe und sagten, dass wir Interesse an der Küchenhilfestelle haben. Sie sagte gleich, dass es nur eine Stelle gibt und wir sagten, ja das wissen wir, aber vielleicht gibt es ja noch irgendwas anderes. Sie schaute über Julias Lebenslauf, entdeckte das Masterstudium und war gleich beeindruckt, und meinte, vielleicht gäbe es doch was. Sie würde sich das mal durchlesen und sich melden. Alle anderen wollten grundsätzlich Onlinebewerbungen. Als wir dann ein paar Tage darauf die ersten Absagen bekommen haben (ja, nicht mal die Fastfoodrestaurants wollten uns :-P) schoben wir die Schuld auf unser Visa. Des Weiteren wollten wir ja auch zusammen einen Job. Also bewarben wir uns relativ willkürlich bei allen möglichen Fabriken. Auch da gab es wenn überhaupt nur Absagen. Und dann rief die Frau vom Altersheim an und fragte Julia, wie lange unser Visum geht. Julia sagte es ihr und sie antwortete nur: Oh, nein wir suchen eine Langzeitbesetzung! Peng! Aufgelegt. Nicht mal Tschüss oder Danke… unfassbar. Ja was sollen wir sagen, unfassbar erfolgreich! Im Grunde ist es wie in Deutschland. Von allen Bewerbungen haben wir nur 50% Antwort bekommen und das nur Absagen aufgrund der kurzen Visa. Wir mussten wirklich feststellen, wie sich die Menschen in Deutschland fühlen, wenn sie nicht genügend Deutsch sprechen, kein normales Arbeitsvisum haben oder gar eine Aufenthaltserlaubnis. Wir haben uns echt scheiße gefühlt. Peter, unser Vermieter fragte auch jeden Tag, wie es aussieht und ging uns damit echt auf die Nerven und machte die Lage nicht besser.

An einem Donnerstag Abend sagte er dann, dass wir heute Sturmfrei haben, da er auf das Haus von ein paar Freunden aufpassen muss. Er packte ne Kiste Bier ein und verschwand. Am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass er mit einer Schädelfraktur, angebrochener Schulter, Hand und Rippen im Krankenhaus liegt. Wir waren echt geschockt und fragten uns, was passiert sei. Aber dazu später mehr.

Jedenfalls saßen wir am Freitag frustriert zu Hause und beratschlagten uns. Wir sagten uns, wenn es nichts wird mit nem Job, dann ist es so. Wir könnten zur Not eben doch das Pruning auf dem Weinfeld probieren, wenn es nix ist, lassen wir es bleiben. Während Julia sich im Bad fertig machte, bin ich nochmal auf die Webseite mit den ganzen Saisonjobs für Backpacker gegangen. Also in unserer Gegend eben mit der Weinfeldarbeit. Dort stieß ich auf eine neue Anzeige: Lieben sie es den ganzen Tag zu laufen? Super leichter Job etc. Aha, das wäre was für uns. Julia war schon ganz gefrustet, weil wir die Tage eher recherchiert hatten und nicht so viel gelaufen sind. Also ließ ich mir die Stellenbeschreibung durch. Es ging in dem Job darum, die frisch geschnittenen Weinpflanzen anzumalen.

Das klingt doch gut. Viel laufen, körperlich nicht so anstrengend und wir könnten hier zusammen arbeiten. Ich erzählte es Julia ganz aufgeregt und sie sagte, das klingt echt gut, lass uns das probieren. Also bewarben wir uns ganz nach Kiwi-Art… per SMS. Wir sollten kurz sagen, woher wir kommen, wie alt wir sind, ob wir eine eigene Transportmöglichkeit haben und ob wir Bankaccount und Steuernummer haben. Gesagt, getan, kurz darauf kam ne SMS zurück, dass wir wohl die zwei letzten sind, die noch dafür in Frage kommen würden. Der Job sollte schon am Montag beginnen und wir sollten uns noch am selben Tag zwischen 17 und 20 Uhr in einer Bar in einem Hostel vorstellen, damit sie sehen können, das wir Beine zum Laufen haben.

Natürlich sind wir nach typisch deutscher Kultur pünktlich um 16.55 Uhr dort eingetroffen. Unsere Ansprechpartnerin war allerdings noch nicht da. Die kam dann 15 Minuten später und wir gingen ins Büro. Dort hat sie lediglich nach Transport gefragt, bzw. ob wir noch jemand mitnehmen könnten. Da wir den Van ja als Campervan umgebaut haben, verneinten wir die zweite Frage. Dann notierte sie dass wir Füße hatten und sagte, das wohl von den vorerst 8 Stellen wohl doch nur 4 gebraucht werden, und dass eine Stelle definitiv schon an ein Mädel aus dem Hostel vergeben sei. Und das später auch noch mal jemand zum Vorstellen kommt. Wir fragten dann wie viel wir da eigentlich verdienen würden, allerdings konnte sie das nicht genau sagen, aber das ja in Neuseeland der Mindestlohn gilt und wir diesen auf alle Fälle verdienen. Das hat uns als Antwort gereicht. Sie sagte uns, dass sie sich bei uns melden wird.

Also gingen wir hoffnungsvoller Dinge wieder heim.

Am Sonntag bekamen wir dann auch tatsächlich ne SMS, dass wir den Job haben, dass es am Montag los geht und sie sich später meldet, um die Details zu nennen. Jackpot. Natürlich haben wir uns mächtig gefreut. Später rief sie uns an und erklärte uns noch was wir alles mitbringen sollten und wie wir da hin kommen.

Es war ein komisches Gefühl wegen einem Job wieder früh schlafen zu gehen. Das waren wir wirklich nicht mehr gewohnt.

Unser Job als Painter

Als wir Montag um 8 Uhr auf dem Weingut ankamen, staunten wir nicht schlecht. Ein riesiges Gelände. Insgesamt 28 Weinfelder, manche relativ klein, manche riesig. Das größte ist 22 Hektar groß.

Wir trafen uns alle vor dem Weingutbüro und Bert, der Manager begrüßte uns erstmal und sagte, dass wir noch nen Moment warten müssen, bis die Frau mit den Verträgen komme. Also warteten wir eine halbe Stunde. Während dessen fragten wir irgendwann, was wir eigentlich verdienen. Er sagte, etwas von 5,5 Cent pro Pflanze, wenn wir gut und hart arbeiten könnte es sein, dass er uns den Preis erhöht. Allerdings sagte er dass wir den ersten Tag auf Mindestlohn pro Stunde bezahlt werden. Dann kam die Frau mit den Verträgen, wir machten die Verträge klar und lasen alles durch, zwei Stunden später begannen wir auch mit der Arbeit. Franco sei unser Supervisor und zeigt uns das nun. Also sind wir in unsere Autos gestiegen und zum ersten Block gefahren. Vereinfacht erklärt mussten wir die frischen Schnitte der Weinpflanzen mit einer Pflanzenversiegelung anmalen. Diese Farbe wird trocken und härtete so aus, dass es dann wie Gummi ist. Die Schwierigkeit bestand darin, die Schnitte zu entdecken und an diese mit einer etwa 0,5 Literflasche und einem Bürstenaufsatz am Kopf zu kommen. Denn dadurch, dass die abgeschnittenen Zweige noch in dem Drahtgeflecht hingen, war das nicht so einfach. Franco zeigte uns das zwei Minuten, anschließend sollten wir uns jeder eine Reihe vornehmen und das machen. Dann schaute er sich das 5 Minuten an und schaute mal zwischen die Reihen, anschließend fuhr er davon und ließ uns mit unserem Glück allein. Egal, wir machten einfach weiter. Eine junge Frau Mitte Zwanzig füllte ab und an die Farbe wieder auf, ansonsten war nix von jemandem zu sehen. Wir arbeiteten bis 16 Uhr und gingen dann nach Hause. Am nächsten Tag begannen wir da, wo wir aufgehört hatten, allerdings war zu Anfang der Manager Bert da und erklärt es uns nochmal. Diesmal gab es einen Zettel mit einer Tabelle vom ganzen Block. Dort war in einer Spalte die Reihennummer, die Anzahl der Weinpflanzen dieser Reihe und ein Spalte, wo wir unsere Namen reinschreiben sollten. So wusste man, wer welche Reihe gemacht hat. Oben stand 6 Cent, somit wussten wir was wir verdienen. Er betonte nochmal, dass wenn wir gut und hart arbeiten würden, würden wir zwischen Mindestlohn und 20 NZD pro Stunde verdienen.

Um darauf nochmal einzugehen, der Mindestlohn beträgt 15,75 NZD in Neuseeland. Da wir bei der Stückrate nur 6 Cent pro Pflanze verdienen, müssen wir ca. 263 Pflanzen pro Stunde anmalen, um auf den Mindestlohn zu kommen. Wenn wir das schaffen, ist das gut und wir verdienen mehr als Mindestlohn, schaffen wir die Anzahl nicht, muss der Arbeitgeber in Neuseeland auf den Mindestlohn aufstocken. Dazu ist er verpflichtet. Allerdings kann man einem Arbeitgeber nicht verbieten, Arbeitnehmer zu kündigen, wenn er die ganze Zeit aufstocken muss. Also haben wir ganz nach deutscher Manier Gas gegeben.

Wir waren insgesamt elf Leute. Und kaum zu glauben: Wir waren die einzigen Deutschen! Außer uns waren noch drei Engländer, eine Kanadierin, vier aus Uruguay und eine Slowakin (die kam allerdings erst am Donnerstag dazu).

Am Freitag erfuhren wir so nebenbei, dass die Kleine, die die Farbe immer auffüllt auch unsere Supervisorin ist. Sie sagte uns dann, dass wir nicht jeden Schnitt anmalen müssen, sondern nur die größeren. Das machte das natürlich alles etwas schneller.

Bilanz von der ersten Woche: Wir haben jeden Tag unser Pensum geschafft und waren über Mindestlohn. Ich war wohl sogar der schnellste mit knapp 17 NZD pro Stunde. Außerdem erfuhren wir, das wir echt großes Glück gehabt haben, da es echt selten vorkommt, das man vom Weingut direkt angestellt wird und somit einen echt fairen Vertrag erhält. Meistens arbeitet man für einen Vermittler, der dann die Arbeit vermittelt und dafür sorgt, das du in kleinen Transportern zum Arbeitsplatz gefahren wirst, dort von ihm angeschrien wirst und zu guter Letzt noch Geld für seine Dienste in Form von einem prozentualen Anteil deines Gehaltes zahlen darfst. Also halt wie ein Zuhälter eben. Nur legal.

Am Montag der zweiten Woche starteten wir zu siebt. Auf Nachfragen, wo denn die Leute aus Uruguay sind, sagte unsere Supervisorin Nicole, dass die am Samstag ne SMS geschickt hätten, sie würden weiter nach Christchurch fahren. Schade dachten wir, war irgendwie ne lustige Truppe. Mit denen hätten wir sicher viel Spaß haben können.

Des Weiteren sagte Nicole, dass wir immer noch zu langsam seien und wir nur noch Schnitte anmalen sollen, die mindestens die Größe eines 50-Eurocentstück haben. Mit der Information konnten wir natürlich was anfangen. So begannen Julia und ich unsere Technik zu optimieren. Das klappte echt gut. Und auch Nicole checkte die Reihen und war wohl zufrieden.

Was machen wir Deutschen? Wir schreiben uns alles auf. Die Listen fotografierten wir, um sie zu Hause zusammen zu rechnen, um einen Überblick zu bekommen, was wir verdient haben. Was soll ich sagen, es lief einfach. Dadurch, dass wir eine feste Größenvorgabe hatten, war es natürlich auch nicht nötig jede Pflanze anzumalen, sondern manchmal nur jede zehnte. Dementsprechend schnell waren wir auch.

Am Freitag hatten wir dann ne andere Supervisorin. Die ist irgendwie super unsympathisch und machte sich wirklich nicht sympatischer, als sie von ihrem Golfbuggy (die Supervisor fahren immer auf so Quads oder Golfbuggys rum) abstieg und förmlich in die Weinpflanzen rein gekrochen ist, um diese zu kontrollieren. Auf einmal hieß es, wir würden zu viele vergessen. Egal, die Geschwindigkeit behielten wir bei, Freitag Nachmittag kann die damit net kommen.

Als wir dann zu Hause unsere Reihen zusammenrechneten wurde uns ganz anders. Wir haben so viele Pflanzen gemacht, dass jeder von uns einen Stundenlohn von etwa 50 NZD gemacht hat.

Wir fragten uns, ob sie uns das bezahlen würden. Aber wir sagten uns dann, warum nicht, ist doch nicht unser Problem, wenn sie dann plötzlich am Ende der Woche feststellt, dass unsere Arbeit zumindest nach Ansicht der Unsympathischen nicht genau genug sei.

Allerdings gab es eine nicht ganz so tolle Seite des Jobs: Dadurch, dass wir ja immer mehr auf die Flaschen drücken mussten, damit die Farbe auch rauskam, je leerer die Flasche wurde, taten uns die Daumen am Ende der Woche richtig weh. Wir hofften nur, dass wir uns daran gewöhnen würden.

Als wir uns am Montag in die Anwesenheitsliste eintrugen, kam der Manager gleich auf uns zu. Er sagte uns, dass wir letzte Woche vieeel zu schnell waren und ca. 50 NZD pro Stunde verdient hätten. Das ginge aber nicht, sonst würde er Ärger mit seinen Vorgesetzten bekommen und auch Ärger wegen der Steuer. Normal seien max. 20 NZD. Dann sagte er uns, wir sollen wieder alles anmalen. Total frustriert und enttäuscht begannen wir zu arbeiten, aber das ging irgendwie nicht so gut in dieser Gemütsverfassung. Als der Manager dann noch mal zum Block kam und kontrollierte, gingen wir beide unabhängig hin und fragten ihn nochmal, ob es nun ok sei. Lange Rede, kurzer Sinn, unsere Arbeit war gut, allerdings zu schnell. Daher sollen wir nun alles anmalen, damit wir langsamer seien und somit die Zahlen vor seinen Vorgesetzten stimmen (max. 20 Dollar Stundenlohn). Natürlich waren wir zwar enttäuscht darüber, dass wir nicht mehr so viel verdienen konnten, allerdings wollten wir wirklich nicht alles anmalen. Wir ärgerten uns, dass es wieder mal nur um Politik und Wirtschaft ging. So entschieden wir uns eben, extra langsam zu arbeiten. Ich berechnete wie viele Pflanzen wir am Tag zu schaffen haben, somit konnte ich das Tempo bestimmen, um am Ende des Tages etwa 20 NZD pro Stunde verdient zu haben. Das klappte ganz gut, auch wenn wir meist etwas drüber lagen. Übrigens, das Geld für die Woche haben wir im vollen Umfang bekommen. War schon ein nettes Sümmchen 😀

Jedenfalls gab es in der vierten oder fünften Woche keine Arbeit mehr, da wir die Leute eingeholt haben, die die Weinpflanzen schneiden. So arbeiteten wir nur den Mittwoch, und das noch nicht mal voll. Das lag aber auch am Regen, der am Anfang der Woche war, und bei Regen müssen wir nicht arbeiten. Die Farbe würde auch nicht halten. Daher haben wir auch immer Feierabend, wenn es anfängt zu regnen oder müssen eben erst später anfangen, oder eben überhaupt nicht.

Der Manager sagte uns allen, dass wir schneller sind, als er gedacht habe und dass es nun so weiter gehen würde. Wenn wir Glück haben, können wir 2 Tage die Woche arbeiten, bis wir die sogenannten Pruner eingeholt haben, dann hätten wir wieder ein paar Tage frei. Er sagte uns auch ganz ehrlich, dass wenn wir nen anderen Job finden würden, sollen wir besser den nehmen.

Das war natürlich ne harte Aussage. Aber tatsächlich hat die eine Engländerin und die Kanadierin was anderes gefunden (was viel härteres, wie wir später erfuhren), womit wir nur noch zu fünft waren.

Als wir das nächste mal wieder die Pruner einholten, wurden wir allerdings zum Büro zitiert. Ich dachte nun kommt die Kündigung. Wir fuhren zum Büro und der Manager Bert sagte uns, dass er uns eine andere Arbeit zeigen wolle. Er instruierte uns und gab uns eine Tasche, eine Gartenschere und Schutzbrillen. In der Tasche waren außerdem solche Drahtverschlüsse, die man von Gefrierbeuteln kennt. Ihr wisst schon, die zum verzwirbeln. Egal, unsere neue Aufgabe war das „wrappen“. Nachdem die Weinpflanzen maschinell von ihren abgeschnittenen Ästen befreit wurden bleiben nur noch frisch getriebene Äste übrig. Meistens waren es 7, allerdings hatte nicht jede Pflanze so viele. Wir mussten dann drei dieser Äste von allem Krempel, welches an den Ästen noch so rumwuchs, mit der Gartenschere abschneiden und diesen dann um die Stahldrähte wickeln, die durch die Reihen über den Pflanzen gespannt waren. Tatsächlich ist es nicht so einfach, auch wenn die Äste sehr flexibel sind, können diese auch brechen. Sollte das der Fall sein, hat man noch welche als Ersatz. Und zwei Sprösslinge sollte man lassen. Okay es klingt kompliziert, ist es eigentlich auch wenn man es genau nimmt. Jedenfalls hat uns Bert das alles sehr leidenschaftlich erklärt. Wir haben auch gemerkt, dass sein Herz an diesem Beruf hängt. Jedenfalls wurden wir nach Stunde bezahlt, da wir das Pensum beim Wrapping gar nicht schaffen konnten. So als blutiger Anfänger. Jedenfalls gabs nun immer einen Wechsel, mal Painting, mal Wrapping, um den Prunern wieder einen leichten Vorsprung zu gewähren.

Er sagte, wenn wir das so mitmachen wollen, also Painting und Wrappen, wenn nichts zu painten gibt, würde er unseren Vertrag, der bis Ende Juli befristet war, bis Ende August verlängern. Wir sagten natürlich Ja! Im Nachhinein erfuhren wir von der Kanadierin, die wir zufällig im Supermarkt trafen, das Bert ihr sagte, dass wenn sie jetzt geht, er uns anderen verlängern kann, andernfalls gäbe es für uns keine Verlängerung. War irgendwie schon hart das zu hören, vor allem weil ihre neue Arbeit echt richtig mies und hart ist. Danke!

Der erste Block, den wir wrappten, war ein kleiner. Als wir den nächsten begannen, kam er nochmal zu uns, zeigte uns, wie man schneller werden würde und sagte, dass wir mal versuchen sollten auf Mindestlohn zu kommen bei einer Stückrate. Die betrug pro Pflanze 36 Cent. Klingt viel? Nun ja, wenn man bedenkt, dass wir pro Pflanze manchmal 5 Minuten brauchten, relativiert sich das Ganze. Tatsächlich müssten wir 44 Pflanzen pro Stunde schaffen, wir schaffen jetzt gerade mal 26. Als er das gemerkt hat, wars dann auch egal mit der Stückrate 😀

Nach einer Weile painteten wir auch nicht mehr die Pflanzen, die geschnitten waren da wir diese bereits fertig hatten. Es waren schon viele Blocks gewrappt, sodass wir die Schnitte gleich sehen konnten, wir leider nur noch 3 Cent pro Pflanze verdienten, das painten allerdings auch deutlich schneller ging. An die 50 NZD Stundenlohn kamen wir allerdings so leider nicht mehr ran 😉

Allerdings hatte das wrappen auch seine Schattenseiten: Da man die ganze Zeit mit der Gartenschere die Äste und den ganzen Krempel davon abschneidet, macht man nur eine Handbewegung die ganze Zeit. Das Resultat daraus: Eine Überreizung der Nerven in der Hand. Die äußerte sich dadurch, dass die Hand ständig einschlief: Beim Autofahren am Lenkrad, beim Halten in einer gewissen Höhe, oder wo es echt besonders schlimm war: Beim schlafen! Bei uns beiden schlief die Hand nachts ein und fing an weh zu tun, so stark, das wir mehrmals in der Nacht aufwachten. Es war echt zum kotzen. Nach den ersten zwei Mal wrappen versuchten wir mit Übungen aus dem Internet dagegen anzukämpfen, was zum Glück wenigstens etwas gelang. Also freuten wir uns, wenn wir wieder mal painten konnten.

Nachdem wir den zweiten Block auch fertig gewrappt hatten (ich habe in der Zeit insgesamt locker 5 Bücher als Hörbuch gehört (ja wir durften Musik hören während der Arbeit)), mussten wir nicht mehr wrappen. Bert der Manager hatte ca. 30 Wrapper aus Vanuatu eingestellt, die bestimmt 4 mal schneller waren als wir, und somit deutlich billiger. Deshalb haben wir eine neue Aufgabe bekommen:

Nageln!

Was für uns Deutsche ganz witzig klingt (wir verzichteten allerdings darauf, den anderen zu erklären, was man unter anderem darunter verstehen kann), war hier wohl auch eine vollwertige Aufgabe. Julia fand die Aufgabe garnicht gut! Wir wurden mit einem Klauenhammer, Nägeln und zwei verschiedene Arten von Clips ausgestattet, und wurden durch die Blöcke geschickt und sollten die Pfosten kontrollieren, ob an jeder Seite die erforderliche Anzahl an Clips vorhanden war, gerade und funktionstüchtig. Andernfalls sollten wir sie gerade klopfen oder austauschen. Ich fands ok, wieder ein Hörbuch geschafft, Julia fands echt total doof. Vor allem an den oberen Pfosten ist es super anstrengend und kraftaufwendig, die Nägel samt defekten Clip da rauszuhämmern. Und auch wenn Julias Papa nun sehr stolz auf sie sein kann (er ist handwerklich ein echter Meister), sie kann nun hämmern wie ein Dachdecker, hat aber nun einen ausgebildeten Hass dafür entwickelt 😀

Nun ja, soviel erstmal zu der Arbeit an sich. Das arbeiten mit den Leuten war halt auch eine ganz interessante Erfahrung. So viele verschiedene Nationalitäten, so viele verschiedene Arten zu arbeiten. Die einen super langsam und faul, die andern schnell und fleißig. Ich will da garnicht so wirklich drauf eingehen, jedenfalls war es das englische Pärchen, welches mit unter den letzten 5 waren, die aber von Anfang an sehr egoistisch mit allem waren. Was solls, auch wenn es uns manchmal echt genervt hat, haben wir versucht drüber zu stehen und ans Karma zu denken. Wie schon unser indischer Koch aus Whangarei sagte, die haben doch dann das schlechte Karma, nicht wir.

Tatsächlich war es dann auch so. In der letzten Woche fragte das englische Mädel nach weiterer Arbeit und Bert, der Manager, druckste nur rum, von wegen mal sehen und so. Die Slowakin wurde schon früher verlängert und kann da bis April arbeiten. Das wollten wir ja nicht. Vor allem sagte sie uns, dass man ihr sagte, dass das komplette Weingut durchgenagelt werden muss. Wir hatten bisher allerdings nur 5 Blöcke geschafft. Das war für Julia das ausschlaggebende Kriterium. Wir besprachen uns und beschlossen für den Fall, dass er uns verlängern wollen würde, dankend abzulehnen. Auch wenn wir noch einen Monat Zeit hatten, bis es endlich nach Bali in unseren wohlverdienten Urlaub geht, gab es zwei Gründe, warum wir ablehnten. Der erste Grund war, dass wir ja auch hier noch die Gegend richtig erkunden wollten. Der Hauptgrund war allerdings, das Julia echt tierische Schmerzen vom Nageln hatte. Ich hatte ihr schon vorher gesagt, sie soll einfach aufhören, aber sie wollte es noch bis zum Ende durchziehen. Hut ab, eine ehrgeizigere Frau hab ich definitiv noch nicht kennengelernt!

Am offiziell letzten Tag, es war der 1. September, ein Freitag, trafen wir uns morgens vor dem Büro und fragten den Manager was wir heute machen sollten, Painten oder Nageln. Er sagte er weiß nicht genau, er war die letzten Tage nicht da, aber wahrscheinlich Painting. Also packte der englische Dabbes schon Hammer, und Wrappingtasche, in der wir die Nägel und Clips hatten und wollte sie zurückzugeben. Da sagte Julia, dass wir die bestimmt heute noch brauchen werden, da wir schon sehr nah an den Wrappern sind. Also sagte Bert ok, paintet solange bis ihr sie einholt, dann geht ihr halt nageln. Schlecht gelaunt fuhren die Engländer vor, ich musste nochmal mit Bert sprechen, da ich noch was an meiner letzten Abrechnung reklamieren musste, da sie mir zu wenig Pflanzen ausgezahlt hatten. Ach ja rechnen ist wohl auch nicht so einfach bei den Kiwis, nur die Hälfte unserer Gehaltsabrechnungen haben genau gestimmt, allerdings muss man auch sagen, dass es doch öfters vorkam, dass sie zu viel gezahlt haben, das Höchste war mal 81 NZD zu viel, in so einem Fall hält man doch die Klappe und weckt keine schlafenden Hunde, oder?

Jedenfalls sagte er mir gleich, dass er das bei der nächsten Gehaltsabrechnung hinzuaddiert. Anschließend sagte er uns, dass er wirklich sehr zufrieden mit unserer Arbeit war und es echt selten ist, dass unter den Backpackern jemand dabei ist, der die Arbeit auch so ernst nimmt und so gewissenhaft macht. Dann bot er uns an, nachdem er sich nochmal umgeschaut hatte und sich vergewissert hatte, dass die Engländer wirklich schon weg waren, wir können morgen sehr gerne wiederkommen.

Wir bedankten uns für das Lob und sagten ihm allerdings, dass wir gerne weiter Painten würden, allerdings das Nageln weiterhin nicht mehr in Frage kommen würde. Es sei ja nur noch das eine Feld übrig und danach würden wir nur Nageln müssen. Also sagten wir ab. Darauf sagte er das halt ab Oktober wieder viel zu tun wäre und wir willkommen sind, hier zu arbeiten, falls wir nach unserem Baliurlaub hier noch ne Weile in der Region sind. Oder eben in Hawkes Bay, wo die Company auch noch ein Weingut hat. Wir bedankten uns auch für dieses Angebot und sagten, wir werden uns melden falls es so sein sollte. Wir bedankten uns für die tolle Erfahrungen die wir machen durften und auch für das Gelernte. Dann sagte ich, dass wir aber noch nie eine Weinfabrik von innen gesehen haben und fragte, ob es nicht möglich wäre, mal einen Blick in diese reinzuwerfen, vielleicht ähnlich wie eine Tour. Daraufhin sagte er, klar, können wir machen, heute nach der Arbeit! Klasse!

Wir freuten uns schon riesig, allerdings lag ja noch der letzte Tag Arbeit vor uns.

Wir fuhren also zum Block, wo die Engländer schon standen und sich in die Liste eintrugen. Wir trugen uns ebenfalls 8 Reihen ein und los gings. Wie gesagt, wir waren schon relativ nah an den Wrappern dran, sodass nicht mehr viel Reihen übrig waren. Wir brauchten natürlich nicht so lange wie die Engländer mit ihren Reihen, sodass wir mit unseren deutlich schneller fertig waren. Also schauten wir, wie viele Reihen noch übrig waren. Es waren 12 Reihen übrig. Also trugen Julia und Ich uns jeweils 6 ein, somit blieb nichts mehr für die Engländer übrig. Wir haben uns gedacht, heute ist der letzte Tag und nun machen wir das mal wie die immer gemacht haben, jedes mal wenn es nicht mehr viele Reihen zu tun gab, haben sie sich die unter den Nagel gerissen. Wir haben im Gegensatz zu ihnen immer gerecht aufgeteilt, sodass jeder gleichviel Reihen bekommen hat. Asoziales Pack! Naja, er zumindest. Sie war ganz ok. Sie tat uns tatsächlich echt leid, dass sie sich so einen egoistischen Assi angelacht hat. Egal. Ihr merkt, wir waren nicht so gut auf sie zu sprechen. Jedenfalls stapften wir los. Nach dem Painten stand Nageln auf dem Programm. Daher war Julia und ich auch froh, dass wir noch die letzten 6 Reihen machen konnten. Als wir wieder zurück kamen, sahen wir, dass das Auto der Engländer weg war. Dann waren sie wohl doch schon fertig und sind nun zum Nageln gefahren. Als wir mit unseren Reihen fertig waren, fuhren wir zum Feld, wo wir das letzte mal aufgehört hatten zu nageln. Überraschender Weise war da aber niemand und auch keine Nägel und Clips. Also fuhren wir zum Büro um nachzufragen, wo das ganze Nagelzeug ist und wo wir nageln sollten, die Engländer haben wir nämlich nicht mehr gesehn. Im Büro erfuhren wir dann aber von unserer Supervisorin, dass die Engländer nach Hause gefahren sind und ihre Ausrüstung abgegeben haben, da es Ihm nicht gut ging. Ja klaaaaar 😀

Somit war das arbeiten für uns natürlich wieder deutlich angenehmer. Nachdem wir 2 Stunden genagelt hatten, sind wir wieder zum anderen Block zurück gegangen um weiter zu painten, da die Wrapper schon ein ganzes Stück weiter gekommen sind. Ehrlich gesagt mehr als wir dachten. Somit machten wir uns ans painten und überlegten uns, ob wir nicht doch vielleicht den Samstag mitnehmen wollen. Schließlich war das noch ne Möglichkeit gutes Geld zu verdienen. Wir entschieden uns den Samstag zu arbeiten.

Die Weinfabrik

Als Bert der Manager kurz vor 4 zu uns stieß, liefen wir rüber zur Weinfabrik und besichtigten die Fabrik.

Also ich muss schon sagen, wir waren ganz schön beeindruckt. Das tollste an der ganzen Sache war, das sich Bert sogar eine ganze ¾ Stunde für uns Zeit nahm und uns auch alles erklärt und zeigte. Und wenn wir mal ein wenig fragend geschaut haben, hat er es mit einfacheren Worten erklärt. Ach ja und Bilder durfte ich auch machen (->Galerie).

Ich versuche das mal kurz wieder zu geben. Wenn es euch nicht interessiert, einfach ab dem nächsten Abschnitt wieder lesen.

Das Weingut baut Sauvignon Blanc, Pinot Gris, und Chardonnay als Weißweine an, Pinot Noir als Rotwein. Während die Grünen Trauben von Haut und Stielen entfernt werden, gepresst werden und dann in Großen Tanks fermentiert werden, werden die Roten Trauben mit Schale gepresst und fermentiert, da diese Schale dem Wein seine rote Farbe gibt. Die Fermentationstanks, in denen dann der Zucker in Alkohol umgewandelt wird, haben verschiedene Größen. Diese Weinfabrik verfügt über 20.000 Litertanks, 40.000 Liter, 80.000 Liter und einem 160.000 Litertank. Anschließend werden sie (ich glaube aber nicht alle) in Eichenfässern bei gleichbleibender Temperatur gelagert. Interessant war, dass die Winemaker durch die Variation verschieden alter Fässer (Gebraucht oder Neue) den Geschmack sehr beeinflussen können und somit gerade beim Chardonnay verschiedene Weinkompositionen aus dem selben Rohstoff kreieren können. Während der Sauvignon Blanc von der Ernte bis zum fertigen Wein nur 4 Wochen braucht, braucht der rote Pinot Noir wohl zwölf Monate. Nun ja, die für uns beste Information, die wir aus der Führung mitgenommen haben, war eine Information, die wir gerne an euch weitergeben:

Während viele Weine besser werden, je älter sie sind, verliert der Sauvignon Blanc an Geschmack und Qualität, woraus resultiert, dass dieser frisch getrunken werden sollte. Also am Besten so jung wie möglich trinken!!!

Nach der Führung bedankten wir uns nochmal bei Bert und er wiederholte noch einmal das Angebot, dass wir einfach anrufen sollen, wenn wir wieder einen Job brauchen, egal ob hier in Marlborough oder in Hawkes Bay auf der Nordinsel. Wir sagten, dass wir tatsächlich das Angebot annehmen würden, morgen zu arbeiten und fragten ob er auch da sei, was er allerdings verneinte. Aber die anderen alle wären da. Ok sagten wir.

Letzter Tag

Am nächsten Tag fuhren wir wie immer um 8 hin um falls wir eher fertig seien, noch was vom Tag zu haben. Als wir ankamen, waren wir doch ganz schön überrascht. Außer uns und einem anderen Mitarbeiter, der irgendwas mit Traktoren machte, war niemand da. Egal, wir trugen uns in die Anwesenheitsliste ein und fuhren zum Block, wo die Farbe noch von gestern stand. Wir painteten den Block zu Ende und fuhren mit der Farbe zum Office, wo wir den Mitarbeiter fragten, ob er uns die Farbe auffüllen könnte und uns eine neue Liste für den letzten Block ausdrucken könnte. Er bejahte das uns und ging mürrisch los um die Farbe aufzufüllen. Dann sagte er nach ein paar Minuten, dass wir das aber als Arbeitszeit in unseren Leistungsnachweis schreiben sollten, das nachfüllen sei nicht unsere Aufgabe, sondern die unseres Supervisors. Und als hätte sie es gehört, kam Nicole mit ihrem Golfbuggy um die Ecke gebogen. Der Mitarbeiter meckerte Sie gleich an, dass das nicht unsere Aufgabe sei, die Flaschen aufzufüllen. Sie sagte nur, dass sie garnicht wusste, dass wir überhaupt hier waren. Sie füllte die Flaschen auf, während wir uns 4 davon nahmen und schon mal zurück fuhren, sie würde die anderen gleich bringen. Sie kam dann mit den anderen Flaschen. Natürlich war uns das unangenehm, dass sie so angemotzt wurde, obwohl sie nichts dafür konnte. Tatsächlich haben wir in all den 3 Monaten, in denen wir dort gearbeitet haben, nicht einen einzigen Samstag gearbeitet. Des Weiteren war unser Vertrag ja am Tag davor zu Ende. Wir entschieden uns nochmal für die doofe Situation bei Nicole zu entschuldigen und ihr zu sagen, dass Bert uns das gestern angeboten hat. Sie sagte, kein Problem, sie habe Bert gestern nicht mehr gesehn und hat nur vorhin als sie kam gesehen, dass wir uns in die Anwesenheitsliste eingetragen hatten. Darauf hin hat sie uns gesucht, allerdings sind wir wohl aneinander vorbei gefahren (zwischen den Weinfeldern gibt es überall Möglichkeiten, vor allem mit dem Golfbuggy, entlang zu fahren, das heißt man hat viiiiiiele Möglichkeiten von A nach B zu kommen). Wir sagten, dass wir nur noch 64 Reihen zu painten haben und sie nicht mehr kommen brauch, um die Farbe aufzufüllen. Sie fragte, ob wir das alles heute noch machen wollen. Wir bestätigten dies, somit sagte sie nur, dass wir unser Zeug wie Hammer und Gartenschere, Wrappingtasche etc. danach noch ins Office bringen sollen. Wir sagten, dass wir das machen werden und fragten sie, ob sie denn noch da sei. Sie sagte ja, sie wird auf jeden Fall später noch da sein. Somit machten wir uns an die Arbeit. Es ging erstaunlich schnell und locker vonstatten, ohne den Engländer war es sogar richtig angenehm. Nach 5 Stunden waren wir endlich fertig. Wir genossen noch mal die Aussicht und aßen unser Mittagessen. Anschließend machten wir uns auf den Weg ins Office, um unsere Sachen abzugeben und uns von Nicole zu verabschieden. Als wir ankamen staunten wir nicht schlecht: Alles war abgeschlossen und niemand mehr da. Wow, toller Abschied! Irgendwie haben wir uns das doch ein wenig anders vorgestellt. Das ist wohl echt Kiwi-Style! Enttäuscht legten wir alle Sachen vors Büro und fuhren nach Hause. Aber lange waren wir nicht enttäuscht, sondern freuten uns wieder über unsere neu gewonnene Freiheit!

Blenheim

Unser neues Zuhause

Nachdem wir die Zusage für das Zimmer hatten zogen wir am Donnerstag, den 8.06.2017, auch direkt ein. Wir kauften uns dann noch am Einzugstag ein Luftbett, damit wir auch ein wenig gemütlich schlafen konnten. Natürlich hatten wir im Hinterkopf, es beim Auszug entweder Peter (unser Vermieter) zu verkaufen, damit er ein Zimmer mit Bett anbieten kann, oder aber es mitsamt Kassenbon und Verpackung wieder zurückzugeben, ich weiß wirklich nicht, wie ich nur auf sooo eine Idee gekommen bin 😀

Ein anderer Aspekt war der Kaffee. Hier in Neuseeland ist der lösliche Kaffee absolut verbreitet und auch wenn man sich einen Markenkaffee leistet, schmeckt dieser dennoch einfach total kacke! Allerdings kostet gemahlener Kaffee ähnlich viel, sodass wir uns gesagt haben, wir wollen eine Kaffeemaschine!

Gesagt, getan, Filterkaffeemaschine gesucht, findest du hier nicht in den Geschäften. Online geschaut, neu unbezahlbar (ca. 100€), gebraucht auf Trademe, 7€, läuft! Noch am selben Tag abgeholt und seit dem genießen wir jede Tasse Kaffee!!!

Da dieser Haushalt eben noch nicht wirklich ausgestattet ist, da er noch neu ist, ist eigentlich alles von uns. Töpfe, Geschirr, Kochmesser, Pfannen, etc. Außer Besteck und Weingläser gab es hier nur 2 kleine Töpfe und das war alles. Läuft!

Kurz nachdem wir mit dem Einzug fertig waren kam auch Peters Freundin Kimberly vorbei und stellte sich vor. Sie sagte, dass sie 2 Jahre in Deutschland gelebt habe und auch ein klein bisschen Deutsch sprechen kann, allerdings nur wenn sie betrunken sei. Wir unterhielten uns und fanden sie gleich sympathisch. Sie sagte auch noch, dass sie Peter in den Arsch treten wird, damit das Internet so schnell wie möglich herkommt.

Die erste Nacht in unserem neuen WG-Zimmer war einfach unvergesslich und besonders…. besonders kalt!

Leider mussten wir feststellen, dass das Haus doch nicht so warm war, wie wir uns das vorgestellt hatten. Auch wenn der Kamin im Wohnzimmer loderte und es da eine absolut angenehme Temperatur von über 20 °C hatte, davon kam nicht so viel in unserem Zimmer an. Dann die Außentemperaturen von unter 0 °C und die schlechte Isolierung generell. Man konnte richtig spüren wie die Kälte vom Boden durch alles durchgekrochen ist. Daraus resultierte, dass wir die richtig dicke Daunenwinterdecke auf die Matratze gelegt haben und wir wieder im Schlafsack geschlafen haben, aber dennoch gefroren hatten.

Nach einer kurzen Nacht war klar, so kann das nicht weiter gehen. Also sind Julia und ich wieder zum Warehouse gefahren um zu beraten, wie wir das Problem lösen. Da der Strom ja in der Miete inkl. ist brauchten wir darauf nicht zu achten. Also packten wir ein elektrisches Unterbett in unseren Wagen. Gabs sogar 50% Rabatt drauf, wobei egal, wir geben es ja wieder zurück 😀

Allerdings war das Heizungsproblem noch nicht gelöst. Am günstigsten waren diese Heizlüfter, aber jeder, der diese kennt, weiß, dass diese nur die Luft austrocknen und die Wärme nicht wirklich gehalten wird. Also wäre die nächste Preisklasse sogenannte Ölradiatoren. Das sind so rollbare, mobile Heizkörper, die man mittels Strom betreibt. In den Kammern ist Öl eingefüllt, welches elektrisch erhitzt wird und eben Wärme abgibt. Im Grunde die gleiche Wärme und das gleiche Prinzip wie eine mit einen Wasserkreislauf betriebenen Zentralheizung. Anyway.

Wir fanden die Teile im Warehouse ziemlich teuer. Also kam ich auf die Idee wieder bei Trademe zu schauen, ob es nicht was Gebrauchtes irgendwo in der Nähe gab. 5 Minuten später war der Kauf für 7€ abgeschlossen und wir durften das Gerät einen Tag später abholen.

Peter und seine Flatmates

Am zweiten Abend war Kimberly mit Peter fürs Abendessen ausgegangen. Julia und Ich kochten uns was zu essen und tranken Wein dazu. Von der Küche konnten wir sehen, wie jemand auf den Hof fuhr. Die Scheinwerfer wurden nicht abgeschaltet. Ich sagte noch zu Julia, das sind bestimmt Peter und Kimberly, aber da beide noch nicht reinkamen, streiten die sich bestimmt.Vielleicht haben sie sich ja auch getrennt. Nach einer halben Stunde etwa kam Peter alleine rein und Kimberly fuhr davon. Wir schlugen vor, für morgen Abendessen für alle zu kochen und fragten, ob Kimberly auch dabei sei. Er erwiderte, dass es nicht so gut gelaufen sei und sie sich getrennt haben, und sie nicht dabei sein würde. Ok, dachten wir, eins zu null für mich! Wir sprachen auch nicht groß darüber, sondern tranken noch eine Flasche Wein und unterhielten uns über alles mögliche. Er lud uns ein, mit in die Innenstadt zu gehen und uns mit seinen Freunden zu treffen, allerdings waren wir nach dieser ersten kurzen und kalten Nacht wirklich ziemlich müde und lehnten ab. Er fuhr dann allein mit dem Taxi.

Am nächsten Morgen ging ich aufs Klo (welches direkt gegenüber von seinem Zimmer ist) und staunte nicht schlecht. Da lag er, mit Licht an, Tür auf, in seinem Anzug samt Schuhen mitten auf dem Bett und schlief. War wohl ein durstiger Abend.

Nach dem Frühstück verließen wir das Haus.

Als wir am Abend wieder nach Hause (fühlt sich komisch an das zu sagen :-D) kamen, erwartete uns eine gebrauchte, aber gemütliche Couchgarnitur samt Couchtisch vor dem Kamin.

„Deutsches Essen, deutsche Manieren! Deutsche Schokolade?“ Oder „Nicht nur Deutsche Schokolade kann ‚trösten’“

Ich fing an zu kochen. Ich wollte was typisch deutsches kochen, wollte aber auch net den ganzen Abend vor dem Herd stehen, somit entschied ich mich für Hessendöner. Das ist ein angeröstetes Brötchen, welches wie eine Tasche aufgeschnitten, die Innenseiten mit Senf bestrichen und mit einer Füllung aus gebratenen Zwiebeln und Kassler-Würfeln und Sauerkraut gefüllt wird. Klar gabs hier kein Kasseler, allerdings kamen die Ham-Steaks schon sehr an den Geschmack ran.

Ich war mitten drin als es an der Tür klopfte und eine Freundin von Kimberly da stand und Peter sprechen wollte. Sie wolle die Sachen von Kimberly abholen. Er stand grad unter der Dusche, bekam es jedoch mit und brachte nur mit Handtuch bekleidet Kimberlys Sachen vor die Haustür.

Ok, da ist wohl wirklich Schluss, dachten wir. Ich kochte weiter. Kurz bevor ich fertig war, etwa eine halbe Stunde nachdem Kimberly ihre Sachen abgeholt hatte, klopfte es an der Tür. Peter machte auf und kam mit einer Frau zurück, stellte sie nur flüchtig mit „Das ist Brenda“ vor und führte sie ins Wohnzimmer. Ich drehte mich zu Julia, sah sie an und bemerkte, dass sie nichts bemerkt hatte. Mir lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Es war die unsympathische und unfreundliche Frau aus dem Maklerbüro!

Gastfreundlich, wie ich es gewöhnt bin, deckte ich gleich für vier Personen. Als ich sagte, dass das Essen fertig sei, kam allerdings nur Peter an den Tisch. Ich fragte Brenda, ob sie nicht auch Essen kommen möchte, doch sie lehnte mit ihrer unfreundlichen Art ab und sagte, sie habe bereits gegessen. Mir doch egal, bleibt mehr für uns, dachte ich mir. Nachdem Peter drei Hessendöner verdrückt hatte, schnappte er sich den Fernseher verschwand mit Brenda in seinem Schlafzimmer.

Nur als kurzer Einwand zu den Esskulturen: Auch die Kiwis sind es gewohnt, sobald das Essen vor einem steht direkt anzufangen, die warten nicht bis alle was haben und sitzen. Er stand auch während ich den nächsten Hessendöner für ihn zubereitet habe (dauerte 2 Minuten), immer wieder auf und ging rüber auf die Couch. Echt „höflich“! 😉

Ich fragte Julia ob sie die Frau erkannt hat. Sie verneintet und ich sagte ihr, dass das doch die Frau aus dem Maklerbüro sei, und da ist es ihr auch aufgefallen. Wir beteten, dass sie nicht seine neue Freundin wird und wir sie ab jetzt jeden Tag um uns haben würden!

Wir gingen in unser Zimmer und verbrachten noch etwas Zeit damit, am Blog weiter zu schreiben oder zu lesen. Als wir zwei Stunden später aufs Klo mussten und uns bettfertig machen wollten, stellten wir fest, dass die Zwischentür zwischen unserem Zimmer und dem Wohnzimmer geschlossen war und dahinter Musik zu hören war. Die werden doch nicht etwa im Wohnzimmer Sex haben? Wir wollten nicht durch diese Tür gehen, allerdings mussten wir echt dringend aufs Klo. Egal, wir zahlen schließlich Miete fürs Zimmer inkl. Klo zu jeder Tageszeit!

Ich öffnete die Tür und trat mit Julia ins das nur vom Fernseher (diesen hatte er offensichtlich wieder ins Wohnzimmer getragen um Musik zu haben) und dem Kamin beleuchteten Zimmer. Da lagen sie, zusammengekuschelt unter eine Decke auf dem Sofa. Vor ihnen lag Deutsche Schokolade?! Wer weiß ob diese die Vorspeise, die Hauptspeise oder das Dessert war, jedenfalls haben wir nicht mitbekommen ob sie nun Sex gehabt haben oder nicht. Wir gingen jedenfalls direkt aufs Klo und dann ins Bad um uns bettfertig zu machen.Als wir im Bad waren hörten wir, wie die zwei den TV ausmachten und wieder in Peters Zimmer verschwanden. Was für eine komische Nummer! Wir diskutierten hin und her, kamen aber zu dem Schluss, dass wir uns nicht falsch verhalten haben. Wenn er eben überall in seinem Haus ungestört sein möchte, darf er sich halt keine Mitbewohner zulegen! Etwa eine halbe Stunde später, wir waren kurz vor dem einschlafen, hörten wir eine Frauenstimme wütend etwas lauter werden und wie Peter anschließend lauter zurück keifte, dann knallte die Tür ins Schloss und es waren energisch weggehende Schritte zu hören (wir haben so Kieselsteine im Hof, sodass man immer hören kann, wenn jemand kommt oder geht).

Dafür hatten wir zwei Theorien: 1. Kimberly kam nochmal vorbei und kannte das Auto von Brenda und machte ne Szene… oder 2. Was auch immer Peter wollte, Brenda wollte es nicht und verließ das Haus. Wir wissen tatsächlich bis heute nicht, was genau geschehen ist. Wobei wir doch sehr stark auf Nummer 2 tippen.

Am nächsten Tag sagte Peter auch garnichts über den Abend und wir verhielten uns alle, als wäre nichts passiert.

Mal davon abgesehen wanderten wir ein wenig auf den Wither Hills entlang, einer Bergkette im Süden von Blenheim mit einer sagenhaften Aussicht. Bei ganz schönem Wetter kann man sogar bis auf die Nordinsel schauen! Bilder dazu sind wie immer in der ‎→Galerie!

Fährüberfahrt auf die Südinsel

Am nächsten Tag wurden wir recht früh von unserem Wecker geweckt. Als wir den Regen hörten, wollten wir uns am liebsten nur noch umdrehen und weiterschlafen. Es half nichts, das Ticket war gebucht, wir wollten endlich rüber.

Nachdem wir dann also was gefrühstückt hatten und uns fertig gemacht haben, sind wir zum Fähranleger gefahren. Es hieß, man solle eine Stunde vor Abfahrt einchecken.

Als wir ankamen, hatte sich schon eine lange Autoschlange gebildet. Wir stellten uns an und weiter ging es wie in einem Drive-In. Irgendwann kam ein Schalter, wo nach dem Namen gefragt wurde, anschließend bekam man die Tickets und wurde einer von vier Spuren zugeteilt. Und dann hieß es warten. Nach etwa einer halben Stunde bewegte sich was und die Autos durften an Board fahren. Erst die erste Spur, dann die nächste etc. Auf dem Schiff angekommen stellten wir das Auto auf dem angewiesenen Stellplatz ab und fuhren mit einem Aufzug nach oben auf das Passagierdeck. Wir haben uns für einen Platz in der „Empfangshalle“/Lounge direkt am Fenster entschieden, alles andere, vor allem direkt am Fenster, war bereits ziemlich voll. Die Außendecks waren zum Teil geschlossen bzw. man konnte nicht sehr weit raus laufen, da das Wetter einfach weiterhin nicht gut war. Wir waren schon ein wenig traurig, da die Sicht durch das bescheidene Wetter natürlich auch nicht so dolle war. Eigentlich wollten wir ja so viel wie möglich sehen!

Auf dem Weg vom Parkdeck zum Passagierdeck war im Aufzug ein Hinweisschild, dass die Alarmanlagen ausgeschaltet sein sollen und die Handbremsen angezogen. Da wir keine Alarmanlage in unserem Auto haben war das erste uninteressant, aber natürlich fragte ich Michi, ob er die Handbremse angezogen hatte. Er war sich nicht mehr ganz sicher, aber er glaubte eher nicht. „Hm, aber da kann ja eigentlich nichts passieren, das Getriebe steht auf ‚P’…“, so Michi´s Reaktion. Ok dachte ich mir, hat er schon recht.

Pünktlich setzte sich die Fähre in Bewegung und wir verließen Wellington. Zur besseren Vorstellen versuch ich das mal zu beschreiben: Ein Meeresarm führt zum Hafen, wo die Fähre in Wellington abfährt, rechst und links (er ist aber sehr breit) viele Berge und tolle Landschaft, wovon wir bei besserem Wetter sicherlich auch mehr gehabt hätten. Danach kommt man aufs offene Meer (bzw. die sogenannte Cook-Straße) und dann schließlich in die Marlborough Sounds (sehr viele Meeresarme und noch mehr atemberaubende Landschaft). Leute ganz ehrlich, manches kann man einfach nicht beschreiben, schaut es euch einfach auf den Fotos an oder besser noch REAL 🙂 Naja aber zurück zur Überfahrt. Also am Anfang war die Fahrt noch ganz angenehm. Als wir dann dem offenen Meer immer näher kamen, wurden auch die Wellen höher und höher und höher. Erst dachte ich mir: großes Schiff, spürt man sicher nicht so viel… Tja… weit gefehlt würde ich jetzt sagen. Wie ich ja auf der Weltreise feststellen musste, bin ich da ein kleines Sensibelchen was Wellengang betrifft. Es wird mir einfach immer schlecht wenn Wellengang ist. Aber da die Gesellschaft ja öfter nicht so seefeste Mitreisende hat, haben sie in ursprünglich Flyerhaltern an der Wand in Abständen von etwa 5 Meter ausreichend Spucktüten verstreut. Der nächste Spucktütenhalter war ungefähr 2 Meter von meinem Sitzplatz entfernt. Ich habe ihn kaum aus den Augen gelassen, man weiß ja nie wie schlimm das noch wird und wie groß die Nachfrage 😀 Ok, um es kurz zu machen: Nein ich habe keine der kleinen braunen Tüten gebraucht und das Frühstück ist drin geblieben. Und das war gar nicht so einfach, vor allem nicht als ein Typ neben mir mit so lauten Spuckgeräuschen in die kleine braune Tüte gereiert hat, dass nur noch dieses Geräusch in der kompletten Lounge zu hören war, begleitet von den stöhnenden und angewiderten Geräuschen der Mitreisenden. Nachdem er dann die zweite Tüte gefüllt hatte, wurde er ins Krankenzimmer begleitet und ich hätte der Mitarbeiterin die Füße küssen können, dass sie ihn weg gebracht hat. Aber nicht nur mein Magen war von den Wellen alarmiert: auch ein paar Autobesitzer waren so nett uns an einem Alarmanlagenkonzert teilhaben zu lassen, da sie „vergessen“ hatten sie auszustellen. Es war echt super nervig. Irgendwann wurden dann die betroffenen Autokennzeichen ausgerufen und die Besitzer durften nochmal nach unten. Ja jedes Konzert sollte mal ein Ende haben. Und mit den größeren Wellen kamen auch Michi´s Zweifel bezüglich der Handbremse. Da ging dann das Kopfkino los: Unser Auto, vorne und hinten ein anderes Auto, gaaaaaaanz viele Wellen, noch mehr Physik, Ergebnis: Irgendein verformtes Etwas was mal unser Auto war. Michi hat ganz schön geschwitzt (im wahrsten Sinne des Wortes, er saß bei gefühlten 15 Grad irgendwann im T-Shirt da) und ich war vollauf mit dem Kampf mit meinem Magen beschäftigt, Frühstück behalten oder nicht… Ich dachte mir über so ein verformtes Etwas kann man sich dann auch noch Gedanken machen, wenn man wieder festen Boden unter den Füßen hat. Läuft ja nicht weg.

In den Marlborough Sounds angekommen war das Wetter auch etwas klarer und wir konnten bereits schon Landschaft genießen (die Wellen waren dann auch wieder aushaltbarer für meinen Magen). Unfassbar schön! Wir kamen dann nach dreieinhalb Stunden Fahrt in Picton an. Ganz aufgeregt haben wir uns auf den Weg zum Parkdeck gemacht. Und? Haha, natürlich nix! Kein Kratzer. Wir sind uns nicht hundertprozentig sicher, aber dadurch, dass überall so Ketten an den Säulen befestigt waren, gehen wir davon aus, dass die Autos vor der Fahrt festgekettet werden, dass erst gar nichts passieren kann.

Kiwicamp

Wir sind dann auch direkt von Picton ins halbe Stunde entfernte Blenheim gefahren, um uns einen ersten Eindruck im Hellen von der Stadt und dem zuvor ausgesuchten Freecamp zu machen, 5 Minuten entfernt von Blenheim. Dieser stellte sich als sehr neu und grandios durchdacht heraus. Michi kam aus dem schwärmen gar nicht mehr heraus. Eigentlich ist das Gelände ein großer Truckstopp, aber auch mit einem Parkplatz für große Wohnwagen oder Wohnmobile (das ist nicht kostenfrei) und kleinen mietbaren Schlafräumen (Chalets) für 2 Personen. Der Freecamp ist mit einer Schranke „abgeschlossen“. Dafür muss man eine Karte beim Besitzer, einem recht jungen Kerl, „kaufen“, das heißt man zahlt fünf Dollar und diese sind dann als Guthaben auf der Karte. Dazu gibt es dann auch eine App über die man sein Guthaben jederzeit aufladen kann. Dann kann man mit der Karte das Duschen, das warme Wasser fürs Spülen oder Strom bezahlen. Die Karte funktioniert über NFC, das heißt man hält die Karte einfach nur an die entsprechenden Geräte und das Tor geht auf, die Dusche an, usw. Ihr kennt das sicher von der Paywave von Kreditkarten. Das Konzept war deshalb so gut durchdacht, da er „low-budget“-Reisenden die Möglichkeit geben wollte umsonst dort zu stehen und zu schlafen und die Toiletten zu benutzen. Für die Dusche und das warme Wasser und Strom, wird allerdings ein entsprechender Betrag fällig, was absolut fair ist. Da es das Ganze erst seit März gibt war alles noch total neu und echt nett gestaltet mit kleinen (Kunst-)Rasenabschnitten und Campingtischen, sowie etwas Privatsphäre durch Holzwände an den Tischen. Der Besitzer war auch eine Zeitlang mit dem Camper in Neuseeland unterwegs und hat durch seinen Truckstop auf relativ kleinem Raum ein Paradies für jedes Reiseklientel geschaffen. Ok highclass ist nicht, aber die sind ja auch eher mit Privatjet unterwegs 😀

Wohnungssuche

Nach dem ersten Umschauen in Blenheim und der Umgebung voller Berge und Weinfelder bei strahlendem Sonnenschein war klar, hier suchen wir ein Zimmerchen. Das haben wir dann auch direkt am nächsten Tag in Angriff genommen. Das war auch wirklich bitter nötig. Die letzten Tage hatten wir nachts Temperaturen unter null Grad und sobald die Sonne untergegangen war (so ungefähr um halb 6 abends) war es direkt im einstelligen Bereich. Für draußen kochen (im Auto geht nicht) und Zeit im Auto verbringen ist es definitiv zu kalt. Da ist das kochen, abspülen, pinkeln gehen oder die Abend Beschäftigung (zum Beispiel Film im Auto gucken oder lesen) ne absolute Herausforderung. Es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht ständig bei fast allem alltäglichen zu frieren!

Also ging es am nächsten Tag schnurstracks in die Bibliothek (kostenloses Internet) um nach Zimmermöglichkeiten zu recherchieren. Wir haben uns dann schließlich drei zur Auswahl herausgepickt (Preis, Lage und sowas) und dann die Nummern aufgeschrieben. Angerufen haben wir dann vom Auto aus. Um ehrlich zu sein, das war schon echt ne Herausforderung in Englisch. Es ist eine Sache mit jemandem persönlich in Englisch zu sprechen, aber etwas völlig anderes übers Telefon. Unser erster Anruf war unser persönlicher Favorit und ein Kiwi, sodass ich gefühlt die erste Minute… ja genau: BAHNHOF verstand. Wir haben es dann aber geschafft für den folgenden Tag für abends einen Besichtigungstermin zu besprechen. Was will man mehr 😀 Die anderen zwei Anrufe waren auch keine Muttersprachler Englisch (ein Inder und ein Italiener), sodass das schon deutlich einfach war, da sie auch nicht so schnell sprachen. Auch mit diesen konnten wir für den nächsten Tag einen Besichtigungstermin vereinbaren, sie waren zeitlich flexibel, sodass wir einfach kurz vorher eine Nachricht schreiben sollten. Wir beide waren natürlich voller Vorfreude und Aufregung! Abends war dann erst mal duschen auf dem Plan. Es war schon dunkel draußen und ihr erinnert euch: Winter, also kalt. Die Dusche ist auf 5 Minuten reglementiert und der Raum ist leider nicht komplett geschlossen, das heißt zwischen Dach und Wände gibt es einen Spalt, durch den der Raum eigentlich die selbe Temperatur wie draußen hatte. Das war mal ne richtig schnelle und nicht wirklich gemütliche Dusche. Aber wir haben uns einfach fest eingeredet, dass uns das nur abhärten kann 😀 Und eigentlich war es auch der Gipfel unseres Prozesses, dass wir uns einfach wieder unglaublich nach einem Dach über dem Kopf, also zwischen Bett, Toilette und Dusche, gesehnt haben. Wir waren einfach an einem Punkt wo wir die Kälte und vor allem das was es für unseren Alltag bedeutet, leid waren.

Besichtigungstermine

Am nächsten morgen waren wir schon ein wenig aufgeregt, klar, wir sind nicht gezwungen etwas zu nehmen, aber wir wollten doch eigentlich so schnell wie möglich in die Wärme. Unser erster Besichtigungstermin war eigentlich eher als Probelauf geplant, da er mit Abstand das teuerste war und wir eigentlich nicht so viel Geld ausgeben wollten. Aber mal gucken geht ja 🙂 Wie sich herausstellte, war es ein betagter Italiener, der trotz langjährigem hier leben große Probleme mit Englisch hatte. Das was uns dort für den Preis (ca. 153 € / Woche) geboten wurde, fanden wir alles andere als angemessen: das Zimmer wäre zwischen einem anderen Zimmer mit einem anderen Backpackerpaar und dem Wohnzimmer gewesen, dazu noch alles super beengt, also Privatsphäre Fehlanzeige. Auch war das gesamte Haus abgewohnt, es lag viel Kram rum und die Küche war definitiv alles andere als sauber. Der Besitzer war wirklich nett und der Garten war echt schön, aber ich hab mich dort für nicht länger als zwei Wochen gesehen. Wir wussten bereits nach der Besichtigung, dass es das nicht wird und waren fast schon entrüstet, dass wir sowas für den Preis angeboten bekommen haben.

Jedoch hat der zweite Termin den Vogel abgeschossen. Eigentlich wäre das ein gutes Gesamtpaket gewesen, da der Besitzer, ein Inder, nicht nur Zimmer vermietet, sondern auch Kontakte zu Weingütern hat, für die Arbeitssuche. Das hat sich nach einer schnellen Lösung unserer offenen Pläne angehört, denn wir wollten ja hier in Blenheim nicht die ganze Zeit in dem Zimmerchen rum hocken, sondern die Zeit nutzen unser Reisebudget zu schonen und aufzubessern. Der zweite Besichtigungstermin ging nicht mal fünf Minuten. Warum? Das war nun wirklich eine absolute Frechheit was uns da geboten wurde: Das Zimmer war am Anfang eines länglichen Anbaus am Haupthaus, das heißt wir sind direkt vom Vorgarten in das Zimmerchen gelotst worden. Dieses verdient eigentlich gar nicht die Bezeichnung Zimmer, eigentlich würde es kleines, kaltes, dunkles Schimmelloch besser treffen. So manche Gefängniszelle wirkt da gemütlicher. Ich war richtig geschockt und wollte auch sofort wieder raus und fragte nur, wo Toilette, Bad und Küche seien. Das war ein paar Türen weiter im Haupthaus. Das heißt, von wegen in einem Haus aus dem Bett aufstehen und in dem Haus, ÜBERDACHT pinkeln gehen. Pustekuchen. Wir hätten wie im Campervan auch wieder komplett durch die Kälte zur nächsten Toilette gemusst. Und dafür wollte er auch noch Geld haben, da hätte man eigentlich bezahlt werden müssen um dort zu schlafen. Naja sorry, ich übertreib jetzt vielleicht ein bisschen, aber manchmal frage ich mich echt wie es manche Menschen schaffen, sich aber auch für gar nix zu schämen. Das war die reinste Abzocke! Wir haben uns dann gedacht, dass wir bei so einem Angebot (ca. 127,50€/Woche) auch nicht mehr zimperlich sein müssen und haben ihn direkt raus gefragt, ob wir trotzdem die Kontakte bekommen auch wenn wir das Zimmer nicht nehmen. Es schien etwas verdutzt und stammelte nur was von ja, er sei ein hilfsbereiter Mensch und eigentlich sei das ein Paket, aber da er so nett ist, würden wir das auch so bekommen. Im Enddefekt haben wir darauf nicht mehr zurück gegriffen, aber es war es absolut wert sein überraschtes Gesicht zu sehen.

Da unsere letzte Besichtigung erst am Abend war, hatten wir dazwischen viel Zeit uns Gedanken zu machen. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde, aber das Angebot war günstiger und es sah von den Bildern deutlich besser aus, als die anderen zwei. Wir sind dann etwas durch die Stadt geschlendert, es war wirklich herrlich sonnig, und sind an einem Marklerbüro vorbei gekommen. Dort hingen Anzeigen draußen, u.a. auch von Mietwohnungen. Wir waren ganz überrascht, dass es vergleichsweise zum Zimmer nicht so arg viel teurer war (ab ca. 160€/Woche) und haben uns spontan entschieden uns ein paar Informationen zum Preis (ist es inkl. Heizung und Strom hier?) und wie es so generell funktioniert, zu holen. Wir wurden drin direkt weiter verwiesen an ein junges Mädel. Warum das wichtig ist? Wartet es ab, das wird im nächsten Beitrag interessant. Das junge Mädel war sehr unfreundlich, zeigte keinerlei Mimik und behandelte uns sehr von oben herab. Naja das war uns erst mal egal, da wir unsere Informationen bekamen: Halbes Jahr Mindestmiete, Strom, Wasser, Internet und Einrichtung extra. Das wäre alles zu umständlich, also blieben wir beim Plan ein möbliertes Zimmer zu mieten. Außerdem war ein wichtiger Faktor für uns nicht isoliert zu zweit zu wohnen, sondern neue Leute kennen zu lernen, wir wollen doch hier so gut wie möglich für eine Weile in das Leben der Kiwis eintauchen.

Abends fuhren wir dann zu unserem letzten Termin. Alles was wir wussten (bzw. beim Telefonat verstanden haben) war, dass es sich um einen Mann handelt, der berufstätig ist, deshalb auch der Abendtermin. Als wir an dem Haus ankamen waren wir erst einmal irritiert, da direkt am Gartenzaun ein großes Marklerschild prangte und darauf ergänzt „Sold“ stand. Hä, hat uns da jemand veräppelt? Ok, da müssen wir unbedingt nachfragen, was es damit auf sich hat. Wir haben dann geklopft und sind direkt als die Tür aufging von einem kleinen Hund begrüßt worden. Der Kleine gewann vom ersten Moment unsere Herzen. Aufgemacht hatte uns ein Mann Anfang 30, im Anzug. Irgendwie hatte ich das nicht erwartet. Wir wurden dann ins Haus gebeten und außer der Küche war da…. NIX. Ja genau es war einfach leer. Immerhin war es warm, denn im Kamin loderte ein Feuer. Wir erfuhren, dass Peter zwei Tage zuvor eingezogen war. Er führte uns herum und zeigt uns sein Zimmer, ok das hatte ein Bett, aber das wars, und die anderen zwei Zimmer, die er vermieten möchte. Auch diese waren leer. Wir waren etwas überrascht, da auf den Fotos ein Bett zu sehen war. Er meinte er habe die Maklerfotos für die Anzeige genutzt. Auch stand in der Anzeige, dass eine Arbeitsbeschäftigung für ihn Voraussetzung sei. Er fragte uns das natürlich auch direkt (ich glaube der zweite oder dritte Satz). Aber wir erklärten ihm, dass wir eben erst vor ein paar Tagen angekommen seien und jetzt erst mal ein Dach über dem Kopf brauchen und wir uns dann an die Suche machen würden. Das war soweit auch in Ordnung für ihn. Wir plauderten etwas, es roch nicht komisch wie bei der letzten Besichtigung, es war alles frisch renoviert und abgewohnt konnte es ja nicht sein, es gab ja noch gar nichts. Er erzählte uns, dass er zuvor nur in WG´s gewohnt hatte und das sein erstes Haus sei und auch das erste Mal einrichten… Und zwischendurch posierte er in lässiger Haltung vor dem Kamin. Irgendwie war das schon wieder so schräg, dass wir ihn sympathisch fanden 😀 Auch der Preis war unschlagbar (ca. 118€/Woche)! Er meinte auch, dass er gerne Leute von außerhalb Blenheim hier haben würde, weil er sehr interessiert sei, Neues zu erfahren. Ach und der Anzug: er ist so eine Art Notar, hat auf jeden Fall Jura studiert. Wir waren so glücklich, dass wir eine gute Unterkunft mit einem sympathischen Typ und nem spitzen Preis gefunden haben. Als er uns fragte, ob wir einziehen wollen, mussten wir auch gar nicht lange überlegen und sagten direkt mit einem bereiten Lächeln zu. Die Kleinigkeit mit dem fehlenden Bett war im Vergleich zu den Alternativen nun wirklich kein Ding! Also bot er uns direkt an, dass wir morgen nachdem er von der Arbeit zurück sei einziehen können. So kam es, dass wir nach drei Tagen in Blenheim ein WG Zimmerchen hatten 🙂