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Taranaki

Guten Tach,

nun ja, nachdem wir also dort in der Base heiß geduscht und uns umgezogen hatten, bekamen wir eine Tomatensuppe (aus der Tüte) zu essen. Tat sau gut, machte aber nicht satt. Nigel gab uns den Tipp, dass es in einem naheliegenden Restaurant ein “all-you-can-eat”-Buffet für 10 NZ$ pro Nase gibt, und Campen konnte man vor dem Restaurant auch. Natürlich gingen wir dort hin und wollten das Buffet probieren. Tatsächlich sah es schon geschlossen aus als wir ankamen und es stand auch, dass es nur bis 22 Uhr aufhaben sollte. Aber wir ließen nicht locker und sie ließen uns noch essen. Tatsächlich bestand das Buffet aus einer Gulaschkanone mit richtig geilem Gulasch, als Beilage dazu gab es Röstkartoffeln und Reis. Egal, es hat geil geschmeckt und wir haben auch volle 2 Portionen gefuttert. Anschließend schliefen wir auch tief und fest auf dem Parkplatz des Restaurants ein.

Am nächsten Tag waren wir uns etwas unschlüssig, entschieden uns aber wieder an die Küste zu fahren, da angeblich am 2. April irgendwie die Fische besonders gut beißen sollten (kein Plan, liegt wohl am Mond). Jedenfalls fuhren wir nach Marokopa. Dort sollte es nach einem Buch über die besten Fishingspots nach, welches ich in der Bibliothek abfotografiert habe, einen tollen Fishingspot geben. Wir also los, noch auf dem Weg dahin die Natural Bridge Mangapohue, die Piripiri Cave und die Marokopa Falls mitgenommen, um dann in einem Pupskaff anzukommen. Marokopa hatte einen Campingplatz, einen Shop, wo man noch nicht mal Fischköder kaufen konnte, und ich glaube mehr auch nicht. Der besagte Fishingspot war am Strand. Keine Frage, der Strand war wunderschön mit seinem wirklich schwarzen Sand. Allerdings wollte ich beim Angeln nicht wie die anderen alle bis zur Hüfte im Wasser stehen.

Ab hier schreibt Julia weiter, Arbeitsteilung 🙂

So entschieden wir uns kurzentschlossen vor Sonnenuntergang noch etwas auf einer Campingarea am Strand zu kochen und dann weiter an der Küste Richtung Süden zu fahren. Bis wir abgespült hatten war es dann auch schon dunkel und wir starteten. Das war bisher sicher einer der abenteuerlichsten Fahrten, denn der Großteil der Strecke bestand aus gravel road (Schotterstraße). Das heißt es war ziemlich holprig, kurvig, gespickt mit Schlaglöchern und daher keine Rennstrecke. Da mussten wir uns in Geduld üben. Unser Plan war bis Mokau zu einem anderen Campingplatz zu fahren und da dann am nächsten Tag Angeln zu gehen. Auf dieser Strecke haben wir unzählige (lebende!!!!) Possums und ein paar Hasen gesehen. Es war alles dicht bewachsen an der Straße und sie schienen aus allen Löchern zu kommen, was das Fahren natürlich noch anstrengender machte. Auch wenn die Neuseeländer mittlerweile eine Possumplage haben und auf den Straßen auch suuuuuuper viele tote Possums liegen und wir nun wissen, dass die Autofahrer auch einfach auf die Tierchen zuhalten, falls sie diese auf der Straße entdecken, wollen wir da nicht mitmachen. In Mokau angekommen (alle Possums und Hasen und was auch immer noch so auf der Straße unterwegs war, hat es dank Michis Adleraugen überlebt) sind wir auf den dunklen Campingplatz gefahren. Es war schon zu spät für die Öffnungszeiten des Büros, sodass man sich dann in der Regel einen Platz sucht und am nächsten Tag bezahlt. Der Platz war klein und außer uns war sonst kein Auto da. Ich musste dringend pinkeln und bin dann in das Toiletten-/Duschgebäude. Ihr kennt mich, ich bin nicht sonderlich zimperlich, aber wenn man kaum durch eine Tür durchgehen kann, ohne sich in einem Riesenspinnennetz zu verfangen, dann ist Ende Gelände. Der Raum bestand fast nur aus Spinnennetz. Es war fast ein Kunstwerk. Hier für eine Minute zu pinkeln, ok. Aber hier für 10 Minuten zu duschen und dann auch noch über 10 Euro pro Person zahlen???? Neeeee das war ne absolute Frechheit! Da haben wir bisher jedes öffentliche Klo in einem besseren Zustand hier gesehen. So entschieden wir uns, da direkt wieder abzudampfen (Michi hatte das selbe im Männerklo vorgefunden), machten uns auf einer öffentlichen 24 Stunden Toilette Bett-fertig und haben uns spontan auf eine Grünfläche am Fluss auf einen Parkplatz mit Bootsrampe gestellt. War direkt an der Hauptstraße, aber trotzdem so, dass es nicht unbedingt offensichtlich war. Ist nicht offiziell erlaubt und hätte uns im dümmsten Fall ne Strafe gekostet, aber wir haben nichts verschmutzt oder so, also warum nicht. Am nächsten morgen hat es geregnet und auch den Tag über nicht mehr aufgehört, sodass das Angeln ins Wasser fiel. Wir machen uns in der öffentlichen Toilette wieder startklar und dann ging es weiter nach New Plymouth, der nächstgrößeren Stadt, weil: es war Regen angesagt und zwar eine Weile und viel, sodass wir die Zeit lieber in einer Stadt verbringen wollten. Das Problem bei Regen im Campervan ist nämlich, dass die Sachen, die einmal nass sind so schnell nicht mehr trocknen und vor allem wo aufhängen? Und dann kommt hinzu, dass wir unsere Kisten mit Essen und Kleidung unter dem Bett haben. Das heißt beim kochen oder vor dem duschen müssen wir da dran, das bedeutet jedoch, dass das Bett nass wird und je nachdem wie nass und wie kalt oder warm es ist, auch noch eine ganze Weil nass bleibt. Wenn es richtig doof läuft sogar noch, wenn wir schlafen wollen. Deshalb ist dann eine Stadt mit Tiefgaragen oder Überdachungsmöglichkeiten Gold wert. Außerdem: kochen. Klar kann man mal so ein oder zwei Regentage ohne kochen überbrücken, aber zwei Tage kein Kaffee und Julia dreht am Rad. Ich hab gemerkt, dass ich auf vieles verzichten kann, aber es gibt so Punkte, da geht das nicht und dann krieg ich richtig schlechte Laune. Naja und schlechte Laune in einem Auto zu zweit auf engem Raum…. Das produziert einen Raubtierkäfig…. 😀 Haha, aber wir mögen uns immer noch, keine Sorge. Vor allem bei Regen hat es eine Zeit lang gedauert, bis wir Möglichkeiten und Wege gefunden haben, damit wir beide mit unseren Grundlagen zufrieden gestellt waren und dann waren wir beide auch ganz schnell wieder Schmusekatzen 🙂

Deutsche Bratwurst

Auf dem Weg nach New Plymouth haben wir rein zufällig an einem kleinen Ort ein Schild gesehen, mit „German sausages“ (deutsche Würste). Ihr werdet jetzt vielleicht den Kopf schütteln, aber was wir echt vermissen ist eine gute Wurst. Das hatten wir nicht in Zentralamerika und in Neuseeland kann man die Wurst auch vergessen. Ich muss schon lachen, wenn ich eine Würstchenpackung sehe, weil da dann meist drauf steht: mit „Schweinegeschmack“ o.ä. Und es schmeckt einfach nach nichts. Grundsätzlich ist in einer Wurst „Fleisch“ drin, und damit meinen wir alle 5 Sorten. Schwein, Huhn, Rind, Lamm und Wild. Und eben Gewürze. Es gibt da ein/zwei importierte Marken, die wir ab und an essen, aber das war´s auch. So waren wir natürlich super neugierig und hielten an dem ausgeschriebenen Parkplatz an. Da stand einer mit einer Fahrradgrillbude und bot deutsche Bratwurst und geräucherte Bayrische Wurst im Baguettebrötchen mit selbstgemachtem Senf an. Es war zwar nicht super günstig, aber wir gönnten uns das Heimatgefühl für ein paar Minuten und haben es sehr genossen. Wir hatten uns ein bisschen mit dem Verkäufer unterhalten, der, wie sich herausstellte, vor ein paar Jahren aus Norddeutschland nach Neuseeland ausgewandert war und nun die Marktlücke der guten Würste für sich entdeckt hatte. Er schilderte uns auch, dass das Fleisch aus Biohaltung ist, was hier wirklich sehr realistisch und fast der Standard ist. Es gibt so viel Weideland und die Tiere haben alle das Glück auf einer großen Wiese zu leben. Das schmeckt man dem Qualität des Fleisches an. Er wusste jedoch zusätzlich auch, wie man das Fleisch mit Gewürzen zu einer gut schmeckenden Wurst machen konnte, sodass er mittlerweile gut davon leben kann. Michi träumte Wochen danach immer noch von dieser Wurst 🙂

New Plymouth

In New Plymouth angekommen waren leider auch die Aktivitäten etwas eingeschränkt, sodass wir viel Zeit in der Bibliothek verbrachten, um an unserem Blog zu schreiben oder im Schwimmbad. Das kam, weil wir dort auch nach einer Möglichkeit gesucht hatten frei zu campen und wir beim recherchieren auf den Parkplatz des Schwimmbads gestoßen sind. Es war zwar offiziell nicht erlaubt, jedoch waren außer uns noch einige weitere Autos und eine 24 Stundentoilette. Also war das eine tolle Möglichkeit. Außerdem muss man ja auch ab und an mal duschen ;-D und wie wir ja bereits beschrieben haben, gibt es hier ganz unterschiedliche und kuriose Möglichkeiten ohne Campingplatz. So haben meist die öffentlichen Schwimmbäder einen Duschtarif, der bei meist 2 Dollar unlimitiert warmes Wasser liegt. Glaubt mir, das hört sich in unseren Ohren wie die süßeste Versprechung an. Das heißt nämlich, dass man nicht auf 5 oder sogar nur 4 Minuten warmes Wasser limitiert ist. Ganz ehrlich, wie soll man das denn als Frau mit langen Haaren schaffen??? Ich meine wenn das eine insgesamte Zeit wäre (nass machen, Wasser aus und einseifen, abspülen) überhaupt kein Problem, aber Pustekuchen. So ist duschen bei uns oft nicht entspannend sondern purer Zeitstress. Da bieten die Schwimmbäder oft den Himmel unter den öffentlichen Duschen an. Im Fall von New Plymouth war es so, dass es kein extra Duschtarif gab, das heißt wir mussten den vollen Eintrittspreis bezahlen. So haben wir dann auch direkt ein wenig geplanscht. Da wir eine Woche in der Stadt waren, haben wir da recht oft geplanscht, sodass wir hier auch viel Zeit verbracht haben. Aber es war auch der perfekte Ausgleich an einem Regentag: ein bisschen Bewegung im großen Becken nach dem ganze Sitzen im Auto und der Bib und dann ein bisschen kochen lassen im heißen Pool, bei knapp 40 Grad. Das war toll! Ansonsten haben wir ein bisschen Zeit in der kleinen Shoppingmall verbracht, einfach weil es da auch trocken ist und man sich da ein wenig die Beine vertreten kann.

Mount Taranaki

Als das Wetter an einem Tag etwas besser war, zumindest kurzzeitig, sind wir zum Visitors Center von Mount Taranaki gefahren. Wir wollten uns einfach mal erkundigen. Unten war es ein Nieselregen-Sonne-Gemisch, als wir auf den knapp 1000 Höhenmetern des Visitors Centers angekommen waren hatten wir nur noch eine graue Nebelsuppe. Kein Ausblick, weder nach oben zum Berg, noch auf die Stadt. Das war schon ein wenig enttäuschend. Naja aber das Visitors Center war groß und informativ, mit vielen Tafeln und Filmen zum Berg. Naja eigentlich ist es nicht einfach ein Berg, es ist ein Vulkan, der allerdings im 19. Jahrhundert das letzte Mal ausgebrochen ist und mit seinen über 2500 Metern eigentlich ziemlich weit zu sehen ist, ohne Wolken und Nebel versteht sich. Wir hatten von der Atemberaubenden Aussicht von oben gelesen und wollten uns über den Aufstieg im allgemeinen informieren, da dies wohl nicht ganz so ohne sein sollte. Der Aufklärungsfilm im Visitor Center, der Szenen von dem Aufstieg einer Bergsteigerin zeigte, war für mich ausschlaggebend mich dagegen zu entscheiden. An der Spitze sind Minusgrade (unten hatten wir kurze Hose und T-Shirt an), sodass man beim Aufstieg gut ausgerüstet sein muss. Wir hatten weder Handschuhe, noch ne Mütze oder ne dicke Jacke. Klar, wir hätten das dann alles hoppla hopp kaufen können (jetzt im Moment brauchen wir es ja eh). Aber der Hauptgrund für mich war, das gebe ich ganz offen zu, dass ich es mir nicht zugetraut habe. Nicht weil es insgesamt 8 Stunden dauert und der Aufstieg sehr hart sein soll (das hätten wir irgendwie hin bekommen, da bin ich mir sicher), sondern weil vor allem am oberen Teil des Vulkans sehr viel Geröll sein soll und es dazu sehr steil ist und man zum Teil auch auf allen vieren nach oben klettern muss. Die zwei deutschen Jungs vom Blackwater Rafting (letzter Beitrag) haben uns erzählt, dass sie es kurz zuvor gemacht hatten und meinten, dass vor allem der letzte Abschnitt so voller Geröll ist, dass man einen Schritt nach oben macht und ihn halb wieder runterrutscht. Das ist was anderes ob ich das gesichert mit Ausrüstung mache, oder auf eigene Faust ohne alles. Außerdem mussten auch einige Menschen beim Besteigen des Berges ihr Leben lassen und ich habe vor so was dann immer einen Heidenrespekt. Das ist Natur, das Wetter kann sich schlagartig ändern und auf Geröll und auf allen Vieren nach oben, wie wäre ich denn da wieder runter gekommen? Ein riesiger Angstverstärker meiner Höhenangst ist nicht fester/stabiler Untergrund. Ich möchte mich zwar nicht von dieser Höhenangst dominieren lassen, aber ich muss auch meine Grenze kennen. Es wäre echt mehr als peinlich wenn ich zwar oben angekommen wäre, es aber aus lauter Angst nicht mehr runter schaffe!!! Nein danke. Das war mir zu heikel. Wir wollen es mit der Höhenangst bekämpfen nicht gleich übertreiben 😀 Glücklicherweise war auch Michi nicht ganz wohl nach diesen Infos, sodass wir uns dagegen entscheiden den Mount Taranaki zu besteigen. ABER: Es gibt auch um den Vulkan eine große Fläche Nationalpark und auch etliche Wanderwege, sodass Michi vorschlug einen anderen Wanderweg zu machen. Er hatte von einem Weg gelesen und erzählte mir begeistert, dass wir das machen sollen. Ich war ziemlich erstaunt, denn meistens ist Michi derjenige der zwar mitkommt zum wandern, aber meist bin ich der Part, der das enthusiastisch vorschlägt und sich total drauf freut. Es stellte sich heraus, dass seine Motivation von einem ganz bestimmten Bild, das es gesehen hatte, herrührte: Ein See und im Hintergrund Mount Taranaki, der sich nochmals in der Seeoberfläche spiegelt. Diese Motivation brauchten wir beim Aufstieg dann auch echt dringend, denn der Weg dorthin ging zwei Stunden lang Treppen steigen nach oben. Nein es ist leider nicht übertrieben (ich hab mir damals gewünscht es wäre es). Die Treppen gehen durch den Wald und es war sicher einer der ödesten und eintönigsten Wege. Als wir jedoch oben auf einer Plattform ankamen, nach den zwei Stunden, war es ein super mega fantastischer Ausblick, sowohl auf die Küste, als auch auf den Mount. Wir haben extra noch die Tage in New Plymouth verbracht, um auf wortwörtlich besseres Wetter zu warten und hatten wirklich einen hervorragenden Tag dafür ausgesucht. Allerdings waren wir etwas irritiert, als wir auf dieser Plattform weit und breit keinen See sahen und auch kein weiteres Wegweisendes Schild. Nach etwas orientierungslosem suchen, stellte sich heraus, dass wir einen kleinen Weg am Ende der Plattform nach unten gehen müssen. Ein deutsches Mädel und ein Junge (naja sie waren so in unserem Alter, aber ihr wisst schon), waren auch auf der Suche und wir gingen dann hintereinander den Weg runter. Da waren dann auch schon wieder etwas mehr Touristen und alle hatten es natürlich auf das tolle Motiv abgesehen. Wir mussten also erst mal warten, bis die Bahn frei war. Die beiden boten uns netterweise an, ein Foto von uns zusammen zu machen, was wir sehr gerne annahmen (sie sahen vertrauenswürdig aus, haha). Wir haben dann so ein bisschen posiert, ihr werdet es in der Galerie sehen und ich wollte dann schließlich noch ein Knutschbild. Das ist dann auch alles super gut geworden und wir fragten die beiden, ob wir auch so ein Foto von ihnen machen sollen. Sie schaute mich total angewidert an und meinte: „Ihhhh, das ist mein Bruder!“ So im Nachhinein muss ich da immer noch ziemlich drüber schmunzeln, aber in dem Moment war ich ganz schön baff und bekam nur ein „Ok“ raus. Was sagt man denn auch dazu? 😀

Naja nach einer Stärkung ging es dann wieder nach unten. Ob ihr mir das glaubt oder nicht, das war noch viel ätzender als der Aufstieg. Ich hatte am nächsten Tag so Muskelkater von den Treppenstufen runter gehen (das merkte ich daran, dass die Muskeln zwickten und zwackten wenn ich eine Treppe runter lief, beim hoch gehen war aber alles ok). Und unsere Knie waren auch nicht gerade begeistert. Aber: es war uns fast egal, weil wir hatten ja diese wunderschönen Bilder und waren sehr glücklich!