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Nordinsel Inland

Whakatane

Nach etwas mehr als einer Woche sind wir weiter nach Whakatane gefahren, das war wieder in der Region Bay of Plenty. Auch dort verbrachten wir die meisten Tage damit, nach Ohope Beach zu fahren, wo Michi an der Wharf angelte. Ich verbrachte die Zeit, mal nicht mit lesen, sondern machte lange Spaziergänge an dem wunderschönen natürlich belassenen Strand. Ich war die meiste Zeit ganz allein mit dem Wind, den Wellen, der Sonne, den Dünen und den Möwen. Es war unfassbar schön in der Ferne die Berge zu sehen und das weite Meer neben sich zu haben. Manchmal fühlte es sich so an, als wäre dieses tolle Naturschauspiel in dem Moment gerade nur für mich da. Einfach grandios.

Allerdings wurden die Nächte immer kälter. Als wir dann noch Southerlies hatten, also Wind aus dem Süden (Südpol) war es richtig kalt. Unsere Tage wurden immer kürzer, und die Möglichkeiten was zu unternehmen, irgendwie weniger. Also verbrachten wir immer mehr Zeit damit, unseren normalen Dingen gerecht zu werden. Möglichst ausschlafen, damit es schon etwas wärmer draußen war, Platz zum frühstücken suchen, frühstücken, duschen, einkaufen, Platz für Abendessen suchen, Abendessen machen, und dann hat man noch etwas Zeit bis man ins Bett geht. Da hat es schon angefangen, dass wir ein paar wirklich kalte Kocherfahrungen gemacht haben. Ich hab so arg gefroren, obwohl ich wie ein Flummi durch die Gegend gehüpft bin und weil nicht mehr so viel Gas im Zylinder von unserem Campinggrill war, ging das Ganze eine Ewigkeit, sodass ich gefühlt genauso lange brauchte um nachher wieder aufzutauen. Wir versuchten das so gut es ging zu vermeiden, im dunkeln zu kochen. Naja, liegt ja auf der Hand, man sieht nicht viel und einmal ausgekühlt ist es im Campervan wirklich schwer wieder Komforttemperatur zu bekommen. Auch wenn es nicht so viel zu berichten gab, war uns auch nicht langweilig, wir waren vollauf damit beschäftigt das Wichtigste im Tageslicht zu erledigen und uns bei Nacht warm zu halten.

Lake Aniwhenua

Nach Whakatane sind wir wieder ins Inland Richtung Taupo gefahren. Auf dem Weg dorthin haben wir einen Zwischenstopp in Kawerau eingelegt, um dort im Maurie Kjar Memorial Swimming Pool zu planschen. Das ist ein Freibad mit mehreren Becken, Schwimmerbecken, aber auch heiße Thermalbecken, heißen Duschen drinnen und das allerbeste daran: es war komplett kostenlos. Wir fanden das der absolute Hammer, da es wirklich sehr gepflegt war und es auch Bademeister gab. Toll, was die Gemeinde da ihren Einwohnern und Gästen zur Verfügung stellt.

Übernachtet haben wir auf einem Freecamp am Lake Aniwhenua, in der Nähe von Galatea. Es lag mitten in der Pampa und war sehr idyllisch an einem, wie der Name schon sagt, Stausee gelegen. Durch die leuchtend bunten Bäume war die Herbstkulisse perfekt. Nach Nachteinbruch waren nur die Waldgeräusche der Nachtaktiven Tiere zu hören und: das piepen des Staudamms am See, der jede Stunde oder so die Schleusen geöffnet hat. Wir konnten das erst gar nicht zuordnen und entschieden uns am nächsten Tag noch eine Nacht zu verlängern und uns die Schleuse direkt an dem Camp und ein paar Kilometer Flussabwärts genauer anzusehen. Doch zuvor fuhren wir ins nächstgelegene etwas „größere“ Dorf Murupara, was 15-20 Minuten Autofahrt bedeutete, um für abends eine Flasche Wein zu kaufen. Wir dachten daran, einfach eine im Supermarkt zu holen. Jedoch stellte sich das Ganze als nicht so einfach heraus. Der Supermarkt hatte überhaupt keinen Alkohol (wahrscheinlich weil sie keine Lizenz für den Verkauf haben). So versuchten wir es nach deutscher Denkweise bei der nächsten Tankstelle. Auch die hatten keinen Alkohol. Aber wir erfuhren dort, dass der einzige Pub im Dorf eine Lizenz zum Alkoholverkauf habe und wir es da probieren sollen. Wir waren uns unschlüssig als wir vor dem Pub standen (er war durch die Größe des Dorfes auch nur ein paar Meter von den anderen zwei Orten weg), da wir nicht wussten, ob wir am Tresen jetzt eine Flasche Wein bestellen müssen und wie viel das wohl kosten würde. Wir wussten nicht, ob uns der Tankstellenwärter vielleicht falsch verstanden hatte und dachte, wir wollen direkt was trinken. Naja, ihr wisst ja, man malt sich das so aus, wie man das kennt. Aber so war es gar nicht. Es gab zwei Eingänge zum Pub: links ging es in den Schankraum, wo sie mit ihren Bierchen saßen und Sport schauten und rechts kam man direkt in den Shop, wo man Bier, Wein aber auch Softdrinks in Flaschen kaufen konnte. Die Verkäuferin wollte noch nicht mal unseren Ausweis sehen wegen dem Alter und der Preis war für so eine Monopolstellung im Dorf richtig fair. Wir waren wirklich sehr überrascht.

Als wir zurück am Freecamp ankamen, machten wir uns dann auch direkt auf den Weg die Schleusen anzusehen. Die ersten Schleusen, waren wie gesagt, bei uns direkt am Camp. Alles wurde vollautomatisch von irgendwo gesteuert. Es war nur eine Kamera auf die Schleusen gerichtet. Zu den zweiten Schleusen mussten wir ca. eine Stunde Flussabwärts laufen. Dort war der Fluss auch viel breiter und hatte deutlich mehr Geschwindigkeit. Dies wurde genutzt, um Elektrizität zu gewinnen und dort stand auch eine riesige Anlage. Es war Sonntag und das ganze Gelände schien komplett verlassen zu sein. Wir waren echt verblüfft darüber, da es für Leute, die richtig Blödsinn machen wollen, ein Leichtes ist, da wahrscheinlich recht einfach rein zu kommen und richtig großen Schaden anzurichten. Vielleicht täuschen wir uns auch, aber es war schon komisch, dass so eine große Anlage völlig unbewacht ist.

Taupo

Über Taupo gibt es nicht ganz so viel zu berichten, obwohl wir hier fast eine Woche verbracht haben. Es ist wirklich super schön gelegen an dem großen See, aber es ist vor allem auch sehr touristisch. Man kann sehr viele abgefahrene Sachen machen, wie Skydiving, Wasserflugzeug Rundflug und und und, aber natürlich auch für sehr viel Geld. Wir wollten nach der ersten Nacht schon weiterziehen und sind nach Taurangi gefahren, um von dort auch den Tongariro Alpine Crossing zu machen. Das ist einer der meist gelaufenen Wanderwege hier und führt vorbei an Vulkankratern und geothermischen Seen. Nach den Beschreibungen und den Bildern war ich sehr angetan und wollte das sehr gerne machen. In Taurangi im Informationszentrum wurde uns jedoch direkt gesagt, dass die nächsten Tage das Wetter nicht geeignet sei, sodass wir noch mehrere Tage warten mussten. So wollten wir in Taurangi bleiben und haben uns etwas umgesehen, wo wir schlafen können. Es war auch ein alter stillgelegter Sportplatz bestens dafür geeignet. Jedoch war Taurangi deutlich kleiner als erwartet und es gab eigentlich nichts. Und irgendwie haben wir uns da auch nicht ganz so wohl gefühlt. Warum? Keine Ahnung, manchmal ist das einfach so ein Bauchgefühl. Und getoppt wurde es von nur einer Duschmöglichkeit die unverschämt teuer war. So entschieden wir uns dafür wieder zurück nach Taupo zu fahren und dort auf besseres Wetter zu warten. Dort haben wir meist in der Nähe des Hafens geschlafen. An einem Abend wollten wir auf der anderen Seite sehen, ob es da eventuell auch eine unauffällige Möglichkeit gibt über Nacht zu stehen. Es stand auch ein anderes Auto da. Nur dass das kein Campervan war. Und die Leute im Auto auch nicht typisch für Kiwis ihr Take Away im Auto aßen. Nein, die beiden hatten ein ganz anderes Bedürfnis. Und wir überraschten sie beim Liebe machen. Naja die Scheinwerfer haben wahrscheinlich etwas geblendet, sodass sie innehielten. Wir wollten da natürlich nicht weiter stören und hoffen, dass wir ihre heiße Zweisamkeit nicht an einem ungünstigen Zeitpunkt unterbrochen haben 😀

Tongariro Alpine Crossing

Am Tag vor dem Crossing sind wir dann nach Taurangi und haben dort übernachtet, auf dem alten Sportplatz. Wir sind so früh aufgestanden, dass es draußen noch dunkel war (ich glaube halb 6/6), da das Crossing ca. 8 Stunden beansprucht und wir die paar helle Stunden am Tag voll ausnutzen wollten. So haben wir in der Arschkälte draußen Frühstück gemacht und dieser Morgen ist mir als einer der heftigsten Friermomente hier in Neuseeland in Erinnerung. Naja leider gibt es davon mittlerweile einige. Aber er ist definitiv ganz weit oben. Wir hatten noch etwas Anfahrtszeit und sahen die Gebirgskette bereits lange Zeit von Weitem. Im Tal war es sonnig und gutes Wetter, jedoch wurde es immer bewölkter oben und genau in dem Moment, als wir das Auto auf dem Parkplatz geparkt haben, hat es angefangen zu tröpfeln. Na tolle Suppe dachten wir uns noch, aber wir waren ja vorbereitet und haben uns warm eingepackt und auch unsere Regensachen eingepackt und sind los gestapft. Es gibt ein Bild am Beginn des Weges: wir waren wirklich sehr motiviert. Noch. Je weiter wir liefen desto mehr Nebel kam. Wir sahen immer weniger. Wir konnten erahnen, dass die Berge vor uns sehr hoch sind und es sicherlich eine unfassbare Kulisse ist, wie man das aus Herr der Ringe kennt. Aber wie gesagt, leider nur erahnen. Das war richtig ärgerlich. Aber wir sind trotzdem weiter gelaufen, in der Hoffnung es wird besser. Die ersten anderthalb Stunden war der Weg nur leicht ansteigend und hat sich wunderschön an einem Bach entlanggeschlängelt. Dann kam eine Etappe, die steil war, klar anstrengend, aber nicht so heftig wie der Weg im Taranaki National Park. Als wir an dieser Etappe oben ankamen, waren wir genau an einem Punkt, wo der Wind richtig schön durchzieht. Der Nebel wurde so dicht, dass wir höchstens zwanzig Meter sehen konnten und es hat angefangen zu regnen. Die nächste Etappe wäre ein längerer gerader Weg gewesen, der zum Vulkankrater geführt hätte, dem höchsten und kältesten Punkt des Crossings. Danach geht es wieder ein paar Höhenmeter runter zu den Geothermischen Seen. Wir waren ja vorbereitet und zogen uns noch weitere Schichten Klamotten drüber und gingen weiter. Zuvor wunderten wir uns, warum uns so viele Menschen entgegen kamen. Es war unmöglich, dass sie schon dort waren und auf dem Rückweg waren. Der Wind war so kalt und der Regen peitsche ins Gesicht, sodass man kaum noch etwas sah. Ich war schon komplett durchnässt (naja meine Regenjacke ist schon ein paar Tage älter und wohl nicht mehr ganz so dicht). So entschieden wir uns nach 3 Stunden wandern, bereits pitschnass, umzudrehen und unverrichteter Dinge wieder zurück zu gehen. Es war echt traurig und ärgerlich, aber weitere 5-6 Stunden in den nassen Klamotten hätten definitiv eine Grippe nach sich gezogen und das wollten wir im Campervan ungern erleben. Also hieß es Frustration runter schlucken und vernünftig sein. Wir sind dann nach weiteren 2 Stunden wieder am Auto angekommen (haben uns ziemlich beeilt, weil wir so durchgefroren waren) und haben direkt unsere triefnassen Klamotten gewechselt. Das war schon viiiiiel besser. Heizung im Auto volle pulle aufgedreht und dann ging es uns schon etwas besser. Wir beschlossen uns die Nacht mal wieder einen Campingplatz zu gönnen, vor allem auch damit wir unlimitiert warm duschen können. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr wir uns darauf gefreut haben. Wir hätten einen Heidengeld dafür hingeblättert, so sehr haben wir uns danach gesehnt. Nach dem Anmelden sind wir beide dann auch direkt für ne Ewigkeit unter das schöne warme Nass verschwunden und haben uns danach wie neu geboren gefühlt. Der Campingplatz hatte so eine Art Lounge, in der auch die Küche war. Dort trafen wir auf ein französisches Pärchen und kamen mit ihnen ins Gespräch. Es stellte sich heraus (ihr Englisch war sehr grundständig, sodass das Verstehen und Sprechen nicht so einfach für sie war, naja aber nach längerem mit Händen und Füßen und Brocken Französisch), dass sie an diesem Tag auch den Crossing gelaufen sind und sie uns Fotos gezeigt haben. Und was haben wir darauf gesehen? Sonnenschein, die Seen in strahlenden Farben, einen blauen Himmel und vielleicht ein paar kleine Wölkchen. Wir waren völlig platt, wie konnte das denn sein. Sie erzählten, dass sie auf dem Rückweg etwas nass wurden, da kam wohl ein paar Wolken auf, aber ansonsten war es gut. Das Geheimnis war: sie sind den Weg von der anderen Seite aus gelaufen. Eigentlich ist es ein langer Weg, der diese Gebirgskette kreuzt und auf beiden Seiten in einem Parkplatz mündet. Der Krater und die Seen befinden sich ungefähr in der Mitte. Die beiden sind von der anderen Seite aus zu den Seen gewandert und da es auch auf der anderen Seite der Gebirgskette war, war dort anderes Wetter. Na toll, so hat sich herausgestellt, dass wir uns einfach am falschen Tag für den falschen Teil des Weges entschieden hatten. Wir haben überlegt, ob wir ihn nochmal machen sollen (die Bilder sahen wirklich toll aus), haben uns dann aber dagegen entscheiden, weil wir uns gesagt haben, so etwas gehört auch zu einer Reise, dass nicht immer alles klappt wie geplant und so haben wir unsere ganz eigene Geschichte zum Crossing 🙂

Palmerston North

Ihr werdet euch jetzt fragen, sind die beiden ein wenig verwirrt, darüber haben sie doch schon geschrieben??? Tja, wir waren noch einmal in Palmy (wie die Bewohner der Stadt sie liebevoll nennen). Zum Einen weil es einfach auf dem Weg lag und zum Anderen weil es uns da einfach gefallen hat. Warum? Schwer zu sagen. Eigentlich gab es da gar nichts spektakuläres, aber es war günstig und hatte alles was ein Camperherz begehrt: für einen Dollar unlimitiert in der Bibliothek duschen, einen kostenlosen offiziellen Parkplatz mitten in der Stadt und den großen Park mit den zwei überdachten Kochmöglichkeiten und sogar kochendem Wasser. Es hat das Alltagsleben einfach sehr erleichtert und irgendwie mochten wir die Atmosphäre ganz gerne. Wir hatten sogar kurzzeitig überlegt, ob wir dort etwas länger bleiben und nach einem Job suchen. Aber der Drang endlich die Südinsel zu sehen war größer, sodass wir nach einer Woche weiter gefahren sind. Ach aber zuvor noch eine nennenswerte Sache, die wir erlebt haben. Wir haben meist die Abende im Campervan in der Innenstadt verbracht. Aus zwei Gründen: Freies Internet und eine 24 Stunden Toilette. Was braucht man mehr? So haben wir dort Filme geschaut oder mit Familie und Freunden telefoniert. So auch an einem Samstag Abend. Um das nochmal zu betonen, es ist Winter und das war es auch zu der Zeit schon, das heißt wir hatten höchstens 5 Grad in der Nacht. So saßen wir dann da in unserem Auto, eingepackt in keine Ahnung wie vielen Schichten Kleidung und unseren dicken Schuhen und mit Tee und hatten einen direkten Blick auf den Park und seine nächtlichen Besucher: das halbnackte Partyvolk 😀 Es war besser als Fernsehen. Die Mädels hatten so gut wie nichts an und waren von beschwipst bis völlig drüber. Die Jungs auch. Naja, wir haben jetzt nicht mitgezählt, aber durch Highheels und überschwängliches Rennen ist alle paar Minuten wieder eine/r dem Rasen näher gekommen als wahrscheinlich geplant war und hat die Ameisen gezählt. Es war völlig faszinierend zuzusehen, als wäre es so eine Art Choreografie für uns 😀 Wir haben uns köstlich amüsiert und schon Wetten abgeschlossen, wer sich als nächstes hinlegt.

Levin

In Levin haben wir nach Palmy ein paar Tage verbracht und auch nichts spektakuläres erlebt, sodass wir es einfach nur zum Nachvollziehen unserer Route erwähnen 🙂 Allerdings gab es dort auch ähnlich wie in Palmerston North einen wahnsinnigen Spielplatz für Kinder, in dem sogar im Sommer kostenlos eine kleine Eisenbahn fährt. Dort haben wir auch das erste mal in unserem Leben eine Schaukel für Rollstuhlfahrer gesehen. Absolut toll! Dazu gab es saubere Toiletten und einen Aufenthaltsraum, der ziemlich groß war und mit großer Theke, Kioskfenster, Tischen und Stühlen, Steckdosen, Mikrowelle, Spüle und kochendem Wasser ausgestattet war. Generell war der Park unglaublich gut ausgestattet. Und das alles for free! Kein Wunder, das er ausgezeichnet war als tollster Spielplatz Neuseelands.

Auf Wunsch werde ich noch ein bisschen was allgemeineres über das Leben in Neuseeland einfügen. Zuerst mal zu den Preisen. Neuseeland ist an Lebensmitteln deutlich teurer als in Deutschland. Aber dazu muss man auch sagen, dass Lebensmittel in Deutschland generell auch verglichen mit Panama wirklich günstig sind. Der Mindestlohn liegt hier bei umgerechnet ca. 10 Euro, was sich erst mal recht viel anhört, jedoch ist der Lebensstandart auch dementsprechend teurer und es ist wie bei uns auch schwierig damit eine Familie zu unterhalten. Wir finden vor allem das Obst und Gemüse sehr teuer, was jedoch aber auch klar Saisonabhängig ist und noch dazu kommt, dass dieses Jahr eine sehr schlechte Ernte wegen Unwettern war. So zahlt man in der Nebensaison für eine Paprika umgerechnet 3,20 Euro und für EINE Avocado 4 Euro. Die Importierten Produkte sind meist günstiger, was mich am Anfang eher gewundert hat. Aber mein Eindruck ist, dass versucht wird die Wirtschaft in Neuseeland auf einem gewissen Standard zu halten und vor allem die Bauern zu unterstützen, die auch klar flächenmäßig den größten Landteil ausmachen. Das heißt man sieht richtig viele Weiden mit Schafen und Kühen. Dementsprechend kostet natürlich auch das Fleisch, aber ehrlich gesagt, ist das absolut gerechtfertigt. Mehr Bio geht gar nicht und das schmeckt man dem Fleisch auch absolut an. Ich finde die Häuser erinnern mich mit ihrem einstöckigen und eher grundständigen Baustil eher an Häuser aus den Staaten. Das ist sicher das was sich optisch unterscheidet. Ansonsten ist das Leben an sich sehr ähnlich und verglichen mit Zentralamerika kommt es dem Leben und dem Lebensstandart von dem was wir gewohnt sind absolut gleich. Die Kiwis sind doch aber deutlich schmerzfreier was Kälte betrifft. Auch im Winter noch barfuß und mit kurzen Hosen und die Häuser sind nicht wirklich isoliert. Für eine gute Wärmeinstallation wird jedoch aber auch kein Geld ausgegeben, sodass davor eher noch ein Pullover mehr im Haus getragen wird. Wo das Leben besser oder schöner ist, ist schwer zu sagen. Ich kann sehr gut verstehen, warum es so viele Menschen hier her zieht und warum auch viele dauerhaft bleiben wollen. Ich habe definitiv auch ein Teil meines Herzens an dieses Land verloren. Die Menschen hier haben wir immer als sehr freundlich erlebt und die Landschaft und ihre vielen unterschiedlichen wunderschönen Gesichter sind einfach immer wieder atemberaubend und ich kann das manchmal immer noch nicht fassen, dass wir einfach Zeit haben das alles zu erkunden. Auch die Tatsache, dass man innerhalb von max. 3-4 Stunden Autofahrt von jedem Punkt auf den zwei Inseln das Meer erreicht werden kann, ist auch einfach was besonderes. Mein Eindruck ist, dass die Kiwis noch verbundener mit der Natur sind, da sie auch wenn sie in den Städten wohnen, relativ schnell die Möglichkeit haben in einen Nationalpark oder in ein Gebiet zu kommen, wo sie wandern, schwimmen, angeln, Goldschürfen oder was auch immer tun können. Das heißt viele Hobbies im Freien ausüben. Deutschland ist einfach viel dichter besiedelt und im Süden braucht man schon einige Stunden bis zum Meer, wie ihr ja alle wisst. Und ein weiterer Unterschied sind die Erdbeben. Ich habe mir davor kaum Gedanken darüber gemacht. Hier ist das an der Tagesordnung Erbeben zu haben, die meisten sind nur glücklicherweise so schwach, dass man es nicht spürt. Trotzdem ist das ein wichtiges Thema, da es hier jederzeit eintreten kann.

Was wir zusätzlich noch erfahren haben, ist, dass bei einem Unfall der ACC, ein Regierungstopf, einen Teil der Arztkosten übernimmt. Auch eine Form der Arbeitslosenunterstützung gibt es, wie diese gestaltet ist, wissen wir allerdings nicht genau. Außerdem gibt es eine Regelung für Paare: wenn diese 3 Jahre zusammen sind, dann fällt das Vermögen zu 50 % dem Partner zu, zumindest das was innerhalb der Beziehung dazugekommen ist. Zum Beispiel wenn ein Partner ein Haus gekauft hat während der Beziehung, gehört dem anderen Partner nach 3 Jahren die Hälfte. Das soll vor allem die Frauen, die sich zuhause um die Kinder kümmern finanziell absichern. Auch die Homosexuelle Ehe ist hier bereits seit 4 Jahren möglich (ja, auch wir haben das mitbekommen, dass das nun auch in Deutschland möglich ist, es kam sogar in den Neuseeländischen Nachrichten). Und was wir besonders witzig finden: Im Radio werden Songs mit „Fuck“ zensiert, das heißt das Wort wird einfach raus retuschiert, was sich bei manchen Songs, wo das halt nun mal bei jedem zweiten Wort vorkommt (bspw. Pink – Fucking Perfekt), super komisch anhört. Wir müssen jedes Mal lachen.

Ich hoffe, dass konnte etwas mehr Einblick geben, es ist aber sicherlich auch meine persönliche Sicht, also andere Neuseelandreisende sehen das vielleicht etwas anders oder finden andere Dinge nennenswert.

Whanganui & Palmerston North

Hello,

das Wetter war die letzten Tage wieder deutlich besser, sodass wir uns jetzt erst wieder melden, entschuldigt 😉

Und weiter gehts 😀

Nachdem wir diese tolle Tour gemacht haben, wollten wir auch wieder weiterziehen. Zwar waren wir ziemlich fertig mit Muskelkater und so, dennoch tankten wir, füllten unsere Vorräte auf und fuhren Richtung Süden. Eigentlich hatten wir einen kostenlosen Campingplatz ausgesucht und sind auch relativ spät angekommen, es war schon dunkel. Leider mussten wir feststellen, dass dieser bis auf weiteres geschlossen war (Saisonbedingt), sodass wir uns nach einer Alternative umschauen mussten. Wir fanden eine Möglichkeit etwa 15 Minuten entfernt davon und fuhren hin. Klar, kostenlose Plätze, alles belegt mit Deutschen. Allerdings haben wir gelesen, dass man wohl dahinter auch parken könne. Also fuhren wir dahin und stellten fest, dass da schon einige standen, wir aber noch Platz fanden. Während ich mit dem Essen machen anfing, ging Julia auf die Suche nach den Toiletten. Als sie wiederkam und ihr angeekeltes Gesicht sah, wusste ich, dass ich die Toiletten nicht sehen, geschweige denn benutzen wollte. Nun ja, es war an einem großen Sportplatz und es war dunkel, das war nicht so schlimm. Tatsächlich war diese Nacht die erste Nacht, in der es schon ziemlich kalt wurde.

Julias Geburtstag im McDonalds

Am nächsten Tag, es war der 10. April, war Julias Geburtstag. Wir standen morgens auf und fuhren direkt los. Etwa 15 Minuten davon entfernt war ein McDonalds. Julia wusste nicht, wohin wir fahren. Es gab zwei Gründe für mich direkt nach dem aufstehen dorthin zu fahren.. Zum einen war wie gesagt Julias Geburtstag, ich wusste, dass sie guten Kaffee mag, und McCafe macht recht guten Baristakaffee. Da wir die ganze Zeit hier nur so löslichen Kaffee trinken (das ist in Neuseeland absolut normal), ist so was dann schon was besonderes. Nun ja, zum anderen bestand ja immer noch das Problem mit Toiletten dort auf dem Sportplatz, bei McDonalds sind sie grundsätzlich ziemlich sauber (was übrigens der Grund ist, warum wir fast täglich im McDonalds sind, falls einer in der Nähe ist). Der Kaffee tat total gut, und da wir langsam Hunger bekamen, entschieden wir uns, bei McDonalds zu frühstücken. Da Julia auch noch nie bei McD gefrühstückt hatte, war das ja passend. Nun ja, was soll ich sagen, wie bei McD so üblich wird mal von dem ganzen Rotz nicht satt, sodass wir danach zum Auto sind und nochmal normal gefrühstückt haben. Anschließend sind wir weiter Richtung Whanganui gefahren. Vorher haben wir aber noch einen Stop am Waverly Beach gemacht, wo wir ein paar Caves anschauen konnten.

Whanganui

Als wir am späten Nachmittag in Whanganui ankamen, stand erstmal Orientierung auf dem Plan. Wo gibt’s 24h Toiletten, wo kann man übernachten, etc. Tatsächlich war das in Whanganui nicht so einfach mit dem Übernachten. Viele Möglichkeiten waren mit einem Tor, welches Abends geschlossen wird, versehen. Wir machten uns Gedanken, wo wir stehen könnten, ohne dass es auffiel, da wir einfach keine Lust hatten auf einen Campingplatz zu gehen, der sogar noch vergleichsweise teuer war. Also fragten wir uns, wo kann ein Auto über Nacht parken, ohne dass es auffällt. Das Ding ist nämlich, dass da, wo tagsüber Autos parken, natürlich nachts niemand steht. Und wo ist so ein Platz, wo man nicht auffällt und immer Autos stehen? Genau, am Krankenhaus. Der Parkplatz war ziemlich riesig und wie gesagt, immer standen da Autos. Also war unsere erste Nacht auf dem Krankenhausparkplatz in Whanganui. Am nächsten Tag fragten wir uns, ob es eigentlich noch nötig war, auf einen Campingplatz zu gehen. Wäsche waschen können wir in Waschsalons und Duschen kann man prima öffentlich. Selbst wenn alle Stricke reißen und man den kompletten Eintritt für ein Schwimmbad bezahlen muss mit 5,50 NZ$ (unser höchstes Eintrittsgeld bisher) pro Person, ist das immer noch günstiger als für einen Campingplatz zu bezahlen (min. 10NZ$ pro Person). Also kamen wir zu dem Schluss, dass wir auf keinen kostenpflichtigen Campingplatz mehr gehen wollen, wenn es nicht absolut nötig sei. Leider ist es mittlerweile in Neuseeland so, dass du nicht einfach irgendwo campen darfst, sondern nur in ausgewiesenen Zonen oder Campgrounds, oder auf Privatgrundstück. Wenn man beim schwarzcampen erwischt wird, zahlt man eine Strafe in Höhe von 200 NZ$. Also ist es ne ganz einfache Rechenaufgabe. Bei einer Mindestcampinggebühr von 8 NZ$ pro Nase (eher selten und wenn absolut basic, gewöhnlich sind zw. 15 und 20 NZ$ pro Person und Nacht), müssen wir mindestens 16 Tage nicht erwischt werden, damit sich es für uns lohnt. Sprich, wenn wir die Strafe zahlen müssten wäre es immer noch billiger, als wenn wir die ganze Zeit auf dem billigstem Campingplatz übernachtet hätten. Nun ja, bei den Durchschnittspreisen lohnt sich das schon ab 6 Tagen. Wir haben nun seit 51 Tagen nicht mehr auf nem bezahlten Campingplatz geschlafen. Erwischt worden sind wir auch nicht und da jetzt eh Nebensaison ist, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer.

Wie gesagt, wir haben uns nun entschieden, eben wild zu campen und haben uns gefragt, wie wir das möglichst unauffällig machen können. Unser Van sieht aus wie eine normale Familienkutsche, allerdings sieht man von außen die Vorhänge, was natürlich auf einen Campervan schließen lässt. Wie kann man das nun verhindern? Vorallem Nachts? Genau, mit Scheibentönungsfolie!

Pimp my Van

Gerade hier in Neuseeland sind getönte Scheiben überhaupt nicht ungewöhnlich, hier ist es sogar erlaubt, die vorderen Fahrer und Beifahrerscheiben zu nem gewissen Grad zu Tönen. Also sind wir schön zu einem Autozubehörgeschäft gefahren und haben uns mit Scheibentönungsfolie eingedeckt. Der Kofferraum war eh schon getönt mit 5% effektive Lichtdurchlässigkeit, also haben wir für die Hinteren eben wie erlaubt auch 5 %-Folie gekauft und für Vorne 35%. Und dann haben wir eben den Tag damit verbracht, die Scheiben zu tönen. Mit Tipps und Tricks aus Youtube ging das dann auch relativ gut. Das Ergebnis kann sich auf alle Fälle sehen lassen. Auch wenn es nicht perfekt ist (bei der ersten Scheibe sind halt n paar Bläschen unter der Folie), es geht um die Funktionalität und die ist definitiv gegeben. In die Windschutzscheibe noch ein Sonnenschutz gesteckt und schon sind wir der absolute Inkognito-Familien-Van. Wir finden, das kann sich sehen lassen (Galerie!)!

Ansonsten fanden wir Whanganui irgendwie nicht so dolle. Es gab ein Aussichtsturm auf einem Aufzug, der durch den Berg geht mit ner tollen Sicht auf die Stadt und auch vom War Memorial (ich glaub es waren 200 Stufen hinauf) hatte man ne tolle Sicht. Allerdings hat uns die Stadt nicht wirklich gefesselt, sodass wir uns entschlossen weiter zu fahren.

Palmerston North

Wir fuhren also weiter nach Palmerston North. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie gefiel uns die Stadt. Aber ein Grund war unter anderem auch, dass es hier eine Mall gab. Klar sind wir gleich dort mal etwas bummeln gewesen. Aber auch die Parks hier sind echt toll. Also da kann sich Deutschland oder wer auch immer echt eine Scheibe abschneiden. An der einen Seite des Victoria Parks ist ein supergroßer Spielplatz, mit Sonnensegel, ein absolutes Paradies für Kinder (und auch manch Erwachsenen), dazu gibt es ein kleines Häuschen. An der Außenseiten des Häuschens sind Türen zu insgesamt 6 sauberen Toiletten, 2 davon Behindertengerecht, und in dem Häuschen selber war ein größerer Raum mit einer Bank und einem Tisch, einer Spüle, einem fest installiertem Wasserkocher (wo man einfach kochendes Wasser zapfen kann) und Steckdosen. Auf der anderen Seite des Parks ist ein Vogelpark mit verschiedene Papageien und Vögeln, auch so ein Häuschen mit Toiletten, Steckdosen, Spüle und festem Wasserkocher. Vor dem Häuschen ist ein kleiner Pool wo Kinder drin plantschen können, davor stehen zwei fest installierte Gasgrills. Und kostenloses Internet! Und das alles komplett kostenlos. Ein Traum eines jeden Campers. Schutz bei Regen, die Möglichkeit Elektronik aufzuladen, saubere Toiletten, kochendes Wasser und Internet… Wow. Der einzige Haken an der Geschichte: Der Park macht um 18 Uhr im Winter zu. Also mussten wir manchmal eben Gas geben 🙂

Nachdem uns Ausläufer vom Cyclon Debbie vor zwei Wochen präsent waren, sollte uns nun Cyclon Cook erreichen. Mit Windgeschwindigkeiten von 100 km/h und schwerem Regen sollte das garnicht ohne werden. In Palmy durften wir offiziell auf einem Parkplatz stehen, der mit Bäumen umgeben war. Allerdings fanden wir das etwas gefährlich. Also was ist in so einem Fall das wohl beste? Eine Garage. Gabs hier aber so einfach nicht. Aber die Mall hatte ein Parkhaus! Genau, wir übernachteten im Parkhaus. Tatsächlich kostet das Parkhaus Parkgebühren, allerdings nur bis 21 Uhr, danach war nur noch ein Geschäft der Mall bis Mitternacht auf und die boten Frei-Parken an. Also wurden die Schranken der Ein und Ausfahrt einfach abgeschraubt. Wir warteten bis 0.30 Uhr und fuhren dann wieder in das Parkhaus. Natürlich waren wir das einzige Auto. Also dann um ca. 1 Uhr noch einer kam, der das obere Deck des Parkhauses mit einer dicken Kette verschlossen hatte, habe ich echt Bammel bekommen, dass sie die Ausfahrt wieder gesperrt hatten. Aber Gottseidank war alles noch frei. Am nächsten Morgen sind wir aber dennoch schon um 7 Uhr aufgestanden um da raus zu fahren. Hätten wir garnicht, es war Feiertag.

Ach und ja, der Sturm, was ja eigentlich der Grund für unseren ungewöhnlichen Schlafplatz war, den haben wir kaum gespürt. Klar hat es die Nacht wie auch schon den ganzen Tag gewindet, und ja, es hat geregnet die Nacht (der Kern des Cyclons sollte so ab 24 Uhr kommen), aber mehr auch nicht. Tatsächlich haben wir bzw. Palmerston North nicht so viel davon abbekommen.

Und dann war Ostern. Wir verbrachten eben ne Zeit lang in den Parks, gingen Shoppen und genossen es, etwas Großstadtflair zu atmen. Natürlich war das nicht so wie Frankfurt, oder eben Panama City oder Auckland, aber es war schon ganz gut 🙂